Rechtzeitig zum Jahresende möchte ich gern noch einen kleinen Rückblick auf die Wrecking-Ball-Tour des Jahres 2012 wagen. WARNUNG: Wer absolut keine Statistiken mag, wird hoffentlich durch die bloße Länge des Beitrags abgeschreckt und erspart sich damit meine kleinen Spielereien.
Das intensive Setlist-Watching vieler Fans hier im Forum an dem einen oder anderen Sommerabend hat das große Interesse auch an den Shows, bei denen man selbst nicht dabei sein kann, gezeigt. Zu groß ist die Spannung, welche Raritäten diesmal ausgepackt werden, welche Requests gespielt werden, was der Opener sein wird oder was noch nach
Tenth Avenue Freeze-Out kommt. Vielfach wurde auch diskutiert, was denn die „beste“ Setlist der Tour gewesen sei. Viele nennen da natürlich Helsinki, Göteborg #2 oder Paris #2. Andere sehen die Show am 22. September im Met Life Stadium ganz weit vorne. Um es vorweg zu nehmen: diese Frage ist natürlich rein subjektiv und kann und soll daher hier auch nicht beantwortet werden. Dennoch möchte ich ein paar Zeilen dazu schreiben. Aber dazu später mehr. Jetzt erst mal ein paar andere Tour-Facts.
Es gab 86 Shows in 18 Ländern und 66 Städten. Auffällig hier: keine Show in Texas. Dieser Staat hat (mit Ausnahme der Seeger-Sessions-Tour) noch auf keinem Tourplan gefehlt. Wahrscheinlich sind die Songtexte von WB bei der politischen Einstellung der überwiegenden Zahl der Texaner (Hochburg der Republikaner) nicht so gut angekommen und die Verkaufszahlen des Albums waren eher unterdurchschnittlich. Und auch in Wisconsin ist er erstmals seit der Tunnel-Of-Love-Tour nicht gewesen. Dafür war er in Nebraska (Omaha) und Oregon (Portland), was nicht selbstverständlich ist. Und natürlich nicht zu vergessen: die Premiere in Mexiko. Was Europa angeht, konnten sich Portugal (seit 1993) und Tschechien (seit 1997) mal wieder über eine Bruce-Show freuen. Belgien ging allerdings bisher (wie auch schon bei WOAD) leer aus. Aber das ändert sich ja nächstes Jahr.
Es wurden 184 verschiedene Songs gespielt. Falls andere Quellen andere Zahlen nennen könnte das daran liegen, dass ich die Shows am 09. März im New Yorker Apollo-Theater und in Austin am 15. März nicht mit zur Wrecking-Ball-Tour zähle, Apollo Medley und Detroit Medley bei meiner Zählweise jeweils nur 1 Song sind und Intros (wie z. B. in Köln und Florenz
Honky Tonk Women bei
Darlington County) nicht mitzählen.
Diese 184 stellen natürlich eine unglaubliche Zahl dar! 65 davon wurden nur ein einziges Mal gespielt. Nur bei der WOAD-Tour gab es noch mehr Vielfalt (194 Songs bei 85 Shows), was aber auch durch die Full-Album-Shows (bspw. wurde die eine oder andere River-Perle dieses Jahr nicht gespielt) und v. a. durch die zahlreichen und teilweise abenteuerlichen Cover-Requests zustande gekommen ist.
Übrigens: bis auf den Bonus-Track
Swallowed Up (In The Belly Of The Whale) wurden alle Songs vom aktuellen Album gespielt.
Bemerkenswert ist auch, dass 32 verschiedene Opener – am häufigsten
We Take Care Of Our Own (20 x) und
Badlands (16 x) – gewählt wurden. Dieser Wert wurde sonst nur bei der Magic-Tour erreicht.
Was den Durchschnitts-Konzertbesucher nicht interessieren wird, aber schon so manchen „Die Hard“ zu der einen oder anderen zusätzlichen Show verführt haben soll: Nur bei 16 der 86 Shows gab es keine Tour-Premiere(n). Im Durchschnitt waren es fast 2 pro Show.
Die Durchschnitts-Show hatte 27,5
Songs und war etwa 3:11 h lang. Das ist von der reinen Titelzahl her der Höchstwert seit der Tour 1992/93 (die Tunnel-Of-Love-Tour kam bei immer mindestens 28 Songs auf einen Durchschnitt von unglaublichen 30,5). Die Setlänge variierte dabei von 23 (drei Shows zu Beginn der Tour und Pink Pop) bis hin zu 33 (Mailand, Oslo, Helsinki, Philadelphia #3 und East Rutherford #5).
Eine sog. Standard-Setlist für diese Tour zu erstellen, ist ein denkbar schwieriges Unterfangen. Aufgrund der Vielzahl der Songs und der Tatsache, dass nur 7 Songs jedes Mal gespielt wurden, ist ein Song, der 30-mal gespielt wurde, schon unter den 27 meistgespielten und somit „Standard“. Hinzu kommt, dass einige Songs im Laufe der Tour sehr stark im Set gewandert sind. Paradebeispiel dafür ist
Badlands, das Anfangs meist unter den ersten 4 war, ab Skandinavien aber am Ende des Main-Sets zu finden war. Bei
Hungry Heart war es eher umgekehrt. In Europa meist im Zugabenblock, im 3. Leg zwischen Position 2 und 8. Bei
The Promised Land gab es (zumindest ab Europa) auch keinen festen slot und wurde dann sogar 5-mal als opener gespielt. Unter Zuhilfenahme einfacher mathematischer Ansätze und nach reiflicher Abwägung entstand dann folgender Kompromiss:
1 We Take Care Of Our Own
2 Wrecking Ball
3 Death To My Hometown
4 My City Of Ruins
5 Spirit In The Night
6 Jack Of All Trades
7 Out In The Street
8 Hungry Heart
9 Badlands
10 The Promised Land
11 She's The One
12 Because The Night
13 Working On The Highway
14 Darlington County
15 Shackled And Drawn
16 Waitin' On A Sunny Day
17 Apollo Medley
18 The River
19 The Rising
20 Land Of Hope And Dreams
21 We Are Alive
22 Thunder Road
23 Rocky Ground
24 Born In The USA
25 Born To Run
26 Dancing In The Dark
27 Tenth Avenue Freeze-Out
Übrigens gehörten 12 dieser Songs auch zu den Standards der WOAD-Tour. Ob das nun (zu) viel oder (zu) wenig ist, soll jeder für sich selbst entscheiden. Und immerhin 7 dieser Songs sind vom aktuellen Album. Das sah 2009 auch noch anders aus. In den Setlisten von Madrid und Mexico City findet man immerhin 23 dieser Songs wieder. Die wenigsten davon (nämlich nur 12!) wurden am 21. September in East Rutherford gespielt. Oder anders gesagt, bei dieser Show wurden 15 Standards weggelassen und durch 16 andere Songs (darunter 5 Tour-Premieren) ersetzt. Dies trägt auch dazu bei, dass diese Show letztendlich die „ungewöhnlichste“ (ich sage nicht die „beste“!) der gesamten bisherigen Wrecking-Ball-Tour war. Hier also nun die Top 10:
1 21.09. East Rutherford, NJ #4
2 22.09. East Rutherford, NJ #5
3 15.08. Boston, MA #3
4 24.07. Bergen #2
5 28.07. Göteborg #2
6 18.07. Dublin #2
7 31.07. Helsinki
8 05.07. Paris #2
9 15.11. Omaha, NE (genau, DIE Nebraska-Show)
10 04.12. Anaheim, CA
Dass Bergen #2 in Europa hier an erster Stelle steht, hat mich ehrlich gesagt überrascht. 5 Tourpremieren und jede Menge weiterer Raritäten (z. B.
Fire und
This Depression) in diesem 31-Song-Set liefern aber eine plausible Erklärung. Einige wundern sich vielleicht, Dublin #2 hier zu sehen, aber ich empfehle in diesem Fall noch mal einen Blick auf die Setlist. Für mich ein absolutes Highlight der Tour und die möglicherweise am meisten unterschätze Europa-Show.
Hingegen boten die folgenden 10 Shows relativ wenig Spektakuläres (diesmal chronologische Reihenfolge):
18.03. Atlanta, GA
19.03. Greensboro, NC
09.04. New York City, NY #2
16.04. Albany, NY
15.05. Las Palmas
28.05. Landgraf
03.06. Lissabon
24.06. Isle Of Wight
07.07. Roskilde
10.12. Mexico City
Irgendwie hat Albany kein Glück. Schon bei der WOAD-Tour am 14.05.09 gab’s „nur“ Hausmannskost.
Ich denke, das soll erst mal reichen. Vielleicht war ja die eine oder andere interessante Info für euch dabei. Falls ich mich irgendwo verzählt haben sollte oder Unfug geschrieben habe, stehe ich konstruktiven Hinweisen natürlich aufgeschlossen gegenüber.