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Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma
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Autor:  ThorstenB. [ 21.07.2009 16:45 ]
Betreff des Beitrags:  Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Frankfurt 3.7.2009: Ein (fast) perfekter Tag. Ein Konzertbericht von Thorsten Beckmann

Ich bin immer noch völlig geplättet, das Konzert im Frankfurt war einfach der Wahnsinn.
Ich wollte mit meinem ausführlichen Konzertbericht von Frankfurt am 3.7.09 erst einige Zeit warten und dachte, dann hat das Bruce-Fieber und die Besessenheit vielleicht etwas nachgelassen und ich kann objektiv schreiben. Aber Pustekuchen, das Bruce-Fieber ist noch um kein Grad gesunken und die Besessenheit lässt auch keinen Deut nach.

Konzertkarten holen wir uns immer erst am Konzerttag, außer er spielt in einer kleineren Halle (wie 2007 in Mannheim und Köln). Diesmal hatte ich die Karten ausnahmsweise schon am Vortag bei EBAY ersteigert, Tribünenkarten für meine Frau und mich für zusammen 80,- EURO. Die Übergabe sollte vor dem Stadion erfolgen. Also haben wir uns am Donnerstagabend noch vor 23 Uhr hingelegt und wollten schlafen. Klappte nicht, aber egal, in ein paar Stunden ist ja Bruce-Time. Ich dachte, mit dem Alter wird man sicherlich ruhiger und besonnener (ich werde nächstes Jahr im Mai 50), aber wieder Pustekuchen. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind am Vorabend vor Heiligabend und das Kribbeln nahm von Minute zu Minute zu. Kinder gehen im Geiste noch einmal ihre Geschenkwünsche durch, ich baute mir in Gedanken eine Setlist nach der anderen zusammen. Gegen 2:30 Uhr ging ich noch einmal an den Computer, um bei German Tramps die Setlist von München zu lesen. War auch schon drin, und schon wieder gingen in meinem Hirn die Spekulationen, was er denn heute in Frankfurt alles spielen wird, weiter. Dann dachte ich, so, nun kannst du bestimmt einschlafen, klappte aber immer noch nicht. Irgendwann muss ich dann aber doch noch eingedusselt sein, um 6:30 Uhr klingelte der Wecker. Müdigkeit? Neee, nur Vorfreude auf mein Konzert-Highlight 2009.

Mit “Promised Land” aufgestanden, gefrühstückt bei “Backstreets” und “Jungleland”, dann ging´s an die Arbeit. Dort in der Pause Auszüge vom Hamburg-Konzert vom letzten Jahr gehört, um 13 Uhr war mit der Arbeit Schluss. Also habe ich mich zu den letzten Tönen des Hamburg-Konzertes im Büro umgezogen, Anzug und Schlips aus, Jeans und T-Shirt an. Dann holte ich ein befreundetes Ehepaar in Vellmar und meine Frau an ihrer Arbeitsstelle in Kassel ab und los ging´s. Während der Fahrt liefen diverse Konzertmitschnitte und erhöhten unsere Vorfreude. Als eine 81er Version von „Point Blank“ kam, drehte meine Frau die Lautstärke nach oben und meinte: „Vielleicht spielt er es ja heute, würde mich umhauen“. Ich antwortete nur: „Ja ja, träum´ weiter, hat er auf dieser Tour noch nie gespielt…“ Wie sehr ich mich da täuschte, sollte ich ein paar Stunden später erfahren… In Frankfurt angekommen, kam nun eine große Aufgabe auf uns zu, wir mussten trotz spärlicher Ausschilderung einen Parkplatz finden. Dies gestaltete sich schwieriger, als wir vorher ahnen konnten. Dann endlich, so gegen 16:30 Uhr, waren wir auf unserem Parkplatz nah am Stadion. OK, Parkplatz konnte man das nicht nennen, es war ein großer Wiesenacker mit nur einer einspurigen Zufahrt, kostete trotzdem noch 5,- EURO. Aber egal, gleich sehen wir ja den Bruce.

Also schnell ab zum Stadion, der Verkäufer unserer Karten wollte sich per Handy bei uns melden, Warten war also angesagt. Dabei haben wir viele Händler beim Kartenan- und
-verkauf beobachtet, war interessant, im Schnitt gingen die Karten für 30,- bis 50,- Euro weg. Etwas nach 17 Uhr wurde ich nervös, unser Händler hatte sich noch nicht gemeldet. Unsere Freunde, die wir mitgenommen hatten, waren da schon entspannter, denn sie hatten ihre Karten am allerersten Tag des Vorverkaufs bei Eventim bestellt und so schon längst in der Tasche. Also habe ich selbst zum Handy gegriffen und unseren Händler angerufen. Er stand noch im Stau, 700 Meter vor dem Stadion. Weiter gewartet, um 18:30 Uhr meldete er sich dann, wir sollten die Karten am Eingang E3 abholen. Wir waren am Eingang E5, das kann eigentlich nicht weit weg sein. Dachten wir… Nun haben wir einige Ordner gefragt, wie wir dort hinkommen, die schienen aber keine Ahnung zu haben. Jedenfalls schickten sie uns in die falsche Richtung, aus dem schnellen Abholen der Karten wurde ein Gewaltmarsch. Einmal fast komplett außen um das Stadion herum, gefühlte 10 Km gelaufen, je später es wurde, umso hektischer wurden wir. Alle Eingänge haben wir gefunden, nur diesen verdammten E3 nicht. Unsere T-Shirts waren längst durchgeschwitzt und patschnass, aber egal, die Freude auf Bruce war weitaus größer als die Strapazen. Irgendwann, so gegen 19:15 war es dann soweit, wir erspähten Eingang E3 und da auch unseren Händler. Geld gegeben, Karten bekommen und rein ging´s. Dort ging die Suche weiter, wo geht es bitteschön zum Eingang zu unserem Block 23H? Aber auch das Problem wurde relativ schnell gelöst und kurz nach 19:30 Uhr waren wir auf unseren Plätzen. Wir wussten ja, dass er nie vor 20:10 Uhr anfängt, doch mit jeder Minute, die zerrann, stieg die Vorfreude, und das Kribbeln im Körper steigerte sich ins Unermessliche.

Um 20:23 Uhr war es dann soweit: Nils kam mit Akkordeon auf die Bühne und spielte “Muss i denn zum Städele hinaus”. Unten im Innenraum kochte es, in uns auch. Dann kam die E-Street-Band und der Boss himself auf die Bühne und ab ging´s. “Badlands”, zwar keine Überraschung, aber doch immer einer der Höhepunkte eines jeden Springsteen-Konzertes. Doch was war das? Um uns herum in unserem Block setzten sich alle hin, und das bei “Badlands”. Einzig meine Frau und ich hüpften wie Stehaufmännchen herum, sangen mit (Ooohhh ooohhh ooohhh, Ihr wisst schon), die anderen saßen wie in der Oper und kriegten gerade mal ein zurückhaltendes Mitklatschen hin. So etwas habe ich noch nie erlebt! Zum Glück wurden wir nicht angemacht und zum Hinsetzen aufgefordert, das hätten wir aber sowieso nicht gemacht. “Badlands”, wie kann man da ruhig sitzen? Unglaublich! Der Sound war nicht gerade berauschend, kam irgendwie etwas breiig rüber. Zum Glück wurde das im Laufe des Konzertes besser. Dann plötzlich “Adam Raised A Cain”, ich muss zugeben, das war noch nie mein Lieblingssong, war aber ok. Ich hätte mir eher ein “No Surrender”, “Out In The Street” oder “Prove It All Night” als zweiten Song gewünscht, aber egal, Bruce und die Band gingen voll ab. Danach “The Ties That Bind”, ein Partykracher ohne Ende, die Party fand aber immer noch nicht in unserem Block statt. Zwei einsame Hüpfer, sonst saß alles. Ich hatte “The Ties That Bind” das letzte Mal in Köln im Dezember 2007 gesehen, da bebte die Halle, heute bebte es nur im Innenraum (da aber heftig) und bei Vereinzelten auf den Tribünen. Dann kamen “My Lucky Day” und “Outlaw Pete” vom letzten Album, beide weitaus besser, als die Studioversionen. Gerade “Outlaw Pete” riss mit, tolle Video-Einspielungen auf der Videoleinwand im Hintergrund der Bühne, da kam ein richtiges Wild-West-Feeling auf. Eine sehr intensive Version, Bruce mit Cowboyhut am Ende des Liedes, toll! Dann “Hungry Heart”, und endlich standen unsere Mitstreiter in Block 23H auf, klatschten und sangen (noch vereinzelt) mit. “Seeds” war als nächstes dran, dieser Song hat mich nie so richtig überzeugt, auch heute nicht. Spielt er auf dieser Tour aber immer, wussten wir von vornherein, und egal, wir sahen ja den Boss. “Johnny 99″, auch nicht gerade mein Lieblingssong, kam live gut rüber, dampflockähnliche Gitarren, die Stimmung wurde eingeheizt.

Und dann…., ja dann kam der erste emotionale Höhepunkt für meine Frau und mich: “Factory”. Bruce mit akustischer Gitarre und Harp, mir lief es eiskalt den Rücken runter und die Tränen konnte ich auch nicht mehr zurückhalten. Hammer-Version! Dann “Something In The Night”, der nächste emotionale Höhepunkt. „Irre, Wahnsinn, das haut mich um“ dachte ich und in meinem Kopf überschlugen sich die Eindrücke. Nun kamen die “Wünsche” dran, die Band spielte “Raise Your Hand” und Bruce sammelte dabei wie immer die Blätter und Pappen in den vorderen Reihen ein. Ein Kameramann begleitete ihn, und auf den beiden Videoleinwänden konnte man schon einen Blick auf das eine oder andere Schild erhaschen. Waren einige Hämmer dabei, “Backstreets”, “Jungleland”, “Thunder Road”, “Lost In The Flood”, “Back In Your Arms”, ja, wenn er nur eins davon spielt, falle ich um, dachte ich… Los ging´s mit “I´m Going Down”, toll, wieder so ein Party-Kracher ohne Ende, und jetzt fand die Party auch in Block 23H statt. Hart und straight gespielt, die E-Street-Band hatte nun das ganze Stadion im Griff. Danach “Ramrod”, habe ich so früh im Laufe eines Bruce-Konzertes noch nicht erlebt, wenn es kommt, dann normalerweise erst viel viel später. Danach “Trapped”, und wieder flossen bei mir die Tränen. Hatte ich letztes Mal im letzten Jahr in Düsseldorf gesehen, da saß meine Mutter (sie geht auch schon auf die 70 zu, ist aber immer noch ein Riesen-Springsteen-Fan!) neben mir und hatte auch gaaanz feuchte Augen. Diesmal konnte sie nicht mit, war mit meinem Vater im Urlaub, hatten schon vor Bekanntwerden der Konzertdaten gebucht. Sie hat natürlich ununterbrochen an uns und das Konzert gedacht. Meine Frau hat ihr noch während des Liedes eine SMS geschrieben, habe ich erst später mitbekommen: “Trapped, Wahnsinn. Thorsten heult, wir denken an Dich”. “Trapped” war wie immer überragend, das komplette Stadion klatschte mit, überwältigend.

Es folgte “Because The Night”, immer ein Brett. So auch diesmal, ich hüpfte ohne Unterbrechung und auch die Sitzplatzschalen-Hocker wurden mitgerissen. Nun fing meine Stimme an zu versagen. “Ach du liebe Zeit, jetzt schon…” dachte ich, sang bzw. krächzte aber weiter kräftig mit. Nils mit einer nicht endenden Pirouette gegen Ende des Songs, da feierte das ganze Stadion. Das ging auch so weiter, “Waitin´ On A Sunny Day”, einer meiner Lieblingssongs von der “Rising”. Gegen Ende des Liedes gab Bruce, er suchte wie immer den engen Kontakt zu den Fans, das Mikrophon nacheinander an zwei etwa 10 jährige Kinder (vielleicht waren sie auch etwas jünger) weiter. Beide waren textkundig und sangen nun für die 42.000, wurden dafür mit tosendem Applaus belohnt. Der zweite Junge hatte den Text zwar sicher drauf, bekam den Takt aber nicht so ganz hin. Also dachte Bruce, das muss geübt werden, und er sang mit dem Jungen gemeinsam. Klappte zwar immer noch nicht perfekt, trotzdem gab es Jubelstürme. Dann “The Promised Land”, für mich einer seiner besten Songs überhaupt. Habe ich zwar schon zehntausendmale gehört, trotzdem geht jedes Mal mein Herz wieder auf. So auch diesmal, Anfang mit Harp, Freudenschrei und hüpfen, hüpfen, hüpfen. Und dann kam es: “Point Blank”! Bei den ersten Tönen sprang ich vor Begeisterung hoch und schrie vor Freude, als wenn Deutschland beim WM-Endspiel 2010 das entscheidende Tor geschossen hätte. Ich erntete viele verwunderte und auch mitleidige Blicke, die meisten in meiner Umgebung schienen “Point Blank” gar nicht zu kennen. Uns riss der Song voll mit, ist übrigens einer der Lieblingssongs meiner Frau, und, ja Schatz, ich habe in Deinen Augen auch das eine oder andere Tränchen gesehen. Dass meine Tränensäcke auch zu Höchstform auflaufen mussten, brauche ich sicherlich nicht besonders zu erwähnen. Um uns herum wurde es unruhig, die Leute quatschten, was das Zeug hielt, telefonierten mit ihren Handys, gingen Bier holen, drehten Zigaretten, und das bei “Point Blank”. Unglaublich. Aber egal, ich war längst in eine andere Welt – die Bruce-Welt – eingetaucht und genoss jede Sekunde. Dann kam “Kingdom Of Days”, Bruce widmete es Patti und seinen Kindern, toll gespielt. Dann folgten drei Kracher am Stück, “Lonesome Day”, “The Rising” und “Born To Run”. “Lonesome Day” und “The Rising” sind immer gern gehört, Bruce hatte das komplette Stadion voll im Griff. Auch in Block 23H gab es kein Halten mehr, es gab Begeisterungsstürme ohne Ende. Zu “Born To Run” braucht man eigentlich nichts zu sagen, spielt er seit Jahrzehnten immer. Ein Klassiker, jetzt erinnerte mich die Stimmung eher an Konzerte in südlicheren Ländern wie Italien (ich sage nur Milano) oder Spanien. Das Stadion tobt, alle singen, grölen, schreien mit. Sogar der Typ links vor mir, der bisher kaum die Arme hoch bekommen hatte, hüpfte plötzlich wie ein Gummiball. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dass meine Beine anfangen wollten, zu versagen. Die Füße, Knie und Oberschenkel schmerzten tierisch, aber egal, wir durften mit Bruce und seiner Band zusammen feiern. Also Schmerzen vergessen und weiter rumgesprungen.

Nach “Born To Run” verabschiedete sich die Band, es war aber eigentlich kein Abschied. Sie blieben auf der Bühne, wahrscheinlich wegen dem Gesundheitszustand vom Big Man Clarence. So dauerte es nicht lang, bis die erste Zugabe kam, “Hard Times”, ein wunderschönes Lied. Dann folgte wieder einer der Höhepunkte, vielleicht sogar der Höhepunkt: “Jungleland”. Waaahnsinn! „Jungleland“, das mich schon Mitte der 70er vollkommen umgehauen hat, und genau das spielt er nun direkt vor uns. Die Gefühle, die mich schon bei den ersten Tönen überkamen, kann ich hier gar nicht in Worte fassen. Da fragt ein Typ neben meiner Frau doch tatsächlich: “Was ist das denn für ein Lied?” Als ich ihm antwortete „das ist Jungleland vom „Born To Run“-Album, einer seiner besten Songs überhaupt” schaute er irritiert, lächelte aber doch etwas. Später nach dem Konzert erzählte er: “Na ja, ich war eher wegen den Songs der neuen CD und der „Born In The USA“ hier, “Dancing In The Dark” war der Höhepunkt, die alten Stücke waren aber auch nicht schlecht”. Auch nicht schlecht? Halllooo, die waren der Überhammer, für jeden Fan der Wahnsinn…. Na ja, so gehen halt die Geschmäcker auseinander, er hat mir aber hoch und heilig versprochen, sich in der nächsten Zeit mal um die älteren Alben zu kümmern. “Jungleland” hat uns jedenfalls regelrecht umgerissen, Ihr wisst schon, mit Tränen der Freude. Besonders stark war das ellenlange Sax-Solo vom Big Man, überwältigend. Danach “American Land”, hat sich seit der letzten Tour zum Klassiker entwickelt. Stimmung? Weiter am Siedepunkt. Ich hatte inzwischen eine trockene Kehle und Durst ohne Ende, aber zum Rausgehen und Getränkholen hätten mich keine 10 Pferde gebracht. Ich kann doch nicht einen Ton vom Konzert versäumen, da macht mir doch so ein Firlefanz wie Durst nichts aus. Und tatsächlich, Bruce ließ mich den Durst vergessen, denn der Durst auf seine Songs war stärker.

Dann kam “Bobby Jean”, wir hatten eher mit “Glory Days” gerechnet, aber “Bobby Jean” ist für meine Frau und mich neben “Downbound Train” der Überhammer des „Born In The USA“-Albums. Also vor Freude wieder rumgehüpft, Arme in die Luft und weiter gefeiert. Jetzt kamen mir ganz viele Sachen in den Sinn. “Bobby Jean” lief bei uns im Sommercampingurlaub 1984 in unserem Kassettenrecorder hoch und runter und plötzlich hatte ich wieder so ein Sommerurlaubsfeeling. Dann dachte ich an das Konzert 1985 in Frankfurt, als wir zu “Bobby Jean” damals noch im Innenraum begeistert rumgehüpft sind, ja, ich liebe diesen Song! Dann “Dancing In The Dark”, live immer wieder ein Genuss (ganz im Gegenteil zu der seichten Studio-Version, aber auch da gehen die Geschmäcker stark auseinander). Das Stadion tobte, und als er sich danach wieder verabschieden wollte, wurde es vor Begeisterungsstürmen noch lauter. „Ooohhh, ooohhh, ooohhh“, Ihr wisst schon, “Badlands”-Mitgröl-Passage. Bruce holte plötzlich einen Kameramann auf die Bühne, zeigte mitten ins Publikum und irgendwann war die Kameraeinstellung dieses Mannes auf den Video-Leinwänden zu sehen. Da hielt einer sein Request-Schild mit “Twist And Shout” hoch, und alle, ja wirklich alle schrieen vor Begeisterung. Ich hatte es ja stark gehofft, hatte aber eher mit “Rockin´ All Over The World” gerechnet. Also flossen die nächsten Freudentränen, wieder wie ein Stehaufmännchen rumgehüpft, diesmal aber gemeinsam mit den anderen 42.000. Sogar ein bestimmt fast 80-jähriger Mann links hinter uns war vollkommen außer Rand und Band, machte begeistert mit. So muss das sein, eine einzige Bruce-Familie vom Kleinkind bis zu den “älteren Semestern”. Bruce dirigierte beim „La Bamba“-Zwischenpart mit “A Little Bit Louder Now” und “A Little Bit Softer Now” die Lautstärke im Publikum und alle machten mit. Fast alle, denn als er die Sache a little bit softer haben wollte, gab es doch einige Spinner, die von hinten anfingen zu pfeifen. Unglaublich! Aber egal, es wurde ja auch wieder a little bit louder und die Stimmung hatte den Siedepunkt längst überschritten. Danach war Schluss, nach über 2 Stunden und 50 Minuten! Da können sich andere Live-Acts mal eine Scheibe dran abschneiden und spätestens jetzt war allen klar, Bruce ist der beste Live-Act aller Zeiten. Ein Konzert von ihm ist nicht nur ein Konzert, es ist ein unvergessliches Erlebnis. Ein Vater mit seiner Tochter rechts über uns hatten auch das Konzert am Vortag in München gesehen. Sie meinten: “München war toll, aber Frankfurt war noch besser. Seine Konzerte sind immer überragend, aber heute das war gigantisch und legendär”. Auch lange, nachdem die Band die Bühne schon verlassen hatte, beruhigte sich die Stimmung im weiten Rund nicht, von überall waren laute „Ooohhh ooohhh ooohh´s“ und langgezogene „Bruuuuce“-Rufe zu hören.

Beim Herausgehen haben wir nur glückliche Gesichter gesehen. Als wir uns mit unseren Freunden am vorher abgesprochenen Treffpunkt trafen, sind wir uns alle vor Begeisterung erst mal um den Hals gefallen. Er hatte Bruce schon live gesehen, sie vorher noch nicht. Sie meinte nur: “So etwas habe ich noch nie erlebt. Ihr habt mir ja immer vorgeschwärmt, aber dass es so überragend wird, hätte ich nicht gedacht. Ich habe noch nie bei einem Konzert vor Freude geweint, heute war es mehrmals soweit. Das war wie ein Kurzurlaub, alle Sorgen waren vergessen, so etwas schafft wohl nur der Bruce. Er spielt seine Lieder nicht nur, er lebt sie. Unbeschreiblich.”

Nun kam der unangenehmere Teil des Abends. Unser Auto haben wir schnell gefunden, aber wir kamen nicht weg. Einspurig ging´s in einen nicht endenden Stau, vom Parkplatz kam alle paar Minuten nur ein Auto auf die Straße. Aber egal, wir hatten ja gerade ein unvergessliches Konzert gesehen, da ließen wir uns die Stimmung nicht vermiesen. Aus den Boxen in unserem Auto dröhnte das 1978er Winterland-Konzert, und erst als es vorbei war (und das ist sehr sehr lang) hatten wir die Autobahn erreicht. Wie haben die das in Frankfurt denn bei ausverkauftem Stadion während der WM 2006 geschafft? Gab es da auch immer nicht enden wollende Staus? Wie dem auch sei, wir fuhren gutgelaunt wieder Richtung Kassel, kauften uns an einer Autobahnraststätte eine überteuerte kalte Flasche Cola (natürlich Light, unserem Alter entsprechend) und hörten das Milano-Konzert 2003. Zuhause angekommen, es war schon fast 4:00 Uhr, noch schnell bei German Tramps reingeschaut, dann ging´s ins Bett. Und diesmal konnte ich auch problemlos einschlafen. Am nächsten Morgen völlig geplättet wieder mit “The Promised Land” aufgewacht, gemerkt, dass die Stimme versagt und nur noch ein Krächzen zu hören ist, ja, und der Muskelkater in den Beinen… Aber egal, wir hatten ja die unauslöschliche Erinnerung an ein legendäres Konzert. Bruce ist der Boss!!!
Thorsten Beckmann

Autor:  eule [ 21.07.2009 16:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Hey ThorstenB,sehr schön geschrieben Deine Hommage an den 03.07.2009.

Aber sag mal, für einen Sitzplatz bist Du ja eindeutig überqualifiziert,was hat Dich denn da hingetrieben?? :mrgreen:

Beim nächsten Konzert ist wohl eher Pit angesagt,oder?

lg eulenkind

Autor:  ThorstenB. [ 21.07.2009 17:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

eulenkind hat geschrieben:
Hey ThorstenB,sehr schön geschrieben Deine Hommage an den 03.07.2009.

Aber sag mal, für einen Sitzplatz bist Du ja eindeutig überqualifiziert,was hat Dich denn da hingetrieben?? :mrgreen:

Beim nächsten Konzert ist wohl eher Pit angesagt,oder?

lg eulenkind


Nun ja, irgendwie bin ich aus dem Alter raus. Dazu kommt, dass meine Frau nicht gerade die Größte ist und sie Sitzplätze (obwohl wir ja eh nicht sitzen) bevorzugt. So werden wir auch beim nächsten Bruce-Konzert (hoffentlich dürfen wir das erleben) auf der Tribüne durch unser Gehüpfe für etwas Stimmung sorgen.

Autor:  Magic [ 21.07.2009 22:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

oh Mann, Du schreibst ja so viel wie ich bei der Magic-Tour
Da muss ich mir in Ruhe Zeit nehmen, um alles durchzulesen
aber Danke schon mal :D

Autor:  Spiritchaser [ 21.07.2009 23:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Zuerst einmal vielen Dank für den schönen und umfangreichen Bericht, der aber leider auch eine Sache enthält, die ich dann doch nicht ganz so schön finde...

ThorstenB. hat geschrieben:
Zum Glück wurden wir nicht angemacht und zum Hinsetzen aufgefordert, das hätten wir aber sowieso nicht gemacht.

ThorstenB. hat geschrieben:
Nun ja, irgendwie bin ich aus dem Alter raus. Dazu kommt, dass meine Frau nicht gerade die Größte ist und sie Sitzplätze (obwohl wir ja eh nicht sitzen) bevorzugt. So werden wir auch beim nächsten Bruce-Konzert (hoffentlich dürfen wir das erleben) auf der Tribüne durch unser Gehüpfe für etwas Stimmung sorgen.

Sei mir bitte nicht böse, aber seitdem einem Bekannten von mir, der leider aus gesundheitlichen Gründen nicht bzw. nicht lange stehen kann, ein Konzert von genau solchen Leuten wie Euch regelrecht versaut wurde, sehe ich das doch etwas anders.

Der gute Mann hatte sich extra Sitzplätze der teuersten Kategorie gegönnt, um trotz seines Gebrechens noch gut zu sehen, und hatte dann das gesamte Konzert über ein junges Pärchen direkt vor sich, das sich trotz mehrfacher (anfangs auch noch freundlicher) Bitten und Hinweise auf seine Gesundheit einfach nicht wieder hinsetzen wollte, so dass er noch nicht einmal die Leinwände richtig sehen konnte.

Du bist aus dem Alter raus?
Deine Frau ist nicht so groß und bevorzugt Sitzplätze?
...Ihr sitzt aber eh nicht?

Das ist doch wohl ein Widerspruch in sich auf Kosten anderer, die genauso viel für ihren Platz bezahlt haben wie Ihr.

Alleine schon Deine Aussage, dass Ihr Euch auch nach Aufforderung eh nicht wieder hingesetzt hättet, ist an Egoismus und Arroganz schon fast nicht mehr zu überbieten.

Sorry, dass ich das jetzt so drastisch formuliert habe, aber denke doch einfach mal darüber nach, dass es vielleicht auch Leute gibt, die nur allzu gerne genauso rumhüpfen und feiern würden wie Ihr, das aber leider aus gesundheitlichen Gründen nicht können, und stelle Dir dann vor, dass das in 10 Jahren vielleicht mal Du selbst bist.

Hättest Du dann auch Verständnis für die Leute, die Dir die ganze Zeit die Sicht nehmen?

Wie gesagt... Einfach mal darüber nachdenken. :wink:

Autor:  The River [ 22.07.2009 06:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

wirklich schöner Bericht, aber warum schaust Du so oft bei "German Tramps" rein und nicht bei stonepony.de? :mrgreen:

Autor:  ThorstenB. [ 22.07.2009 07:49 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Wie gesagt... Einfach mal darüber nachdenken. :wink:[/quote]

Oh, so habe ich das noch nicht gesehen. Hmmm, vielleicht hast Du da gar nicht Unrecht. Aber wenn man zu einem Bruce-Konzert geht, muss man auch auf der Tribüne damit rechnen, dass die Fans bei guter Stimmung rumhüpfen und feiern. Wenn man nicht aufstehen kann, kann man sich ja Sitzplätze in der ersten Reihe eines Ranges kaufen. Bei Eventim konnte man platzbezogen bestellen. So hätte man da kein Problem. Wenn man im Innenraum steht, weiß man auch vorher, dass größere Menschen vor einem stehen können und man so auch wenig bis nichts sehen kann. Da beschwert man sich ja auch nicht drüber. Genauso weiß man das bei einem Sitzplatz. Also in diesem Fall Karten bestellen, wo man garantiert was sehen kann.

Autor:  ThorstenB. [ 22.07.2009 07:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

The River hat geschrieben:
wirklich schöner Bericht, aber warum schaust Du so oft bei "German Tramps" rein und nicht bei stonepony.de? :mrgreen:


Tja, ich bin hier leider einer der "Späten". Stone Pony habe ich erst nach dem Konzert kennengelernt, war vorher nur bei German Tramps und Backstreets. Den Tip mit Stone Pony hat mir dann erst ein anderer Fan gegeben, und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Autor:  Limbus [ 22.07.2009 11:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

klasse Bericht Throsten... weiter so.
Spricht schon für sich selbst welche Gefühle und Emotionen
bei vielen von uns Tramps an so einem Tag hochkommen :wink:

Autor:  ThorstenB. [ 23.07.2009 08:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

ThorstenB. hat geschrieben:
Wie gesagt... Einfach mal darüber nachdenken. :wink:


Oh, so habe ich das noch nicht gesehen. Hmmm, vielleicht hast Du da gar nicht Unrecht. Aber wenn man zu einem Bruce-Konzert geht, muss man auch auf der Tribüne damit rechnen, dass die Fans bei guter Stimmung rumhüpfen und feiern. Wenn man nicht aufstehen kann, kann man sich ja Sitzplätze in der ersten Reihe eines Ranges kaufen. Bei Eventim konnte man platzbezogen bestellen. So hätte man da kein Problem. Wenn man im Innenraum steht, weiß man auch vorher, dass größere Menschen vor einem stehen können und man so auch wenig bis nichts sehen kann. Da beschwert man sich ja auch nicht drüber. Genauso weiß man das bei einem Sitzplatz. Also in diesem Fall Karten bestellen, wo man garantiert was sehen kann.[/quote]

Habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, hat mir keine Ruhe gelassen. Also, auch wenn man vielleicht den Eindruck gewinnen kann, dass wir ein ziemlich durchgeknalltes fast 50jähriges Ehepaar sind, wir sind wirklich nette rücksichtsvolle "Normalos" (sagen jedenfalls alle, die uns kennen). Bei Konzerten von Bruce geht bei uns einfach immer die Begeisterung durch. Wenn wir von hinten nett darauf hingewiesen worden wären, dass unser Hintermann aus gesundheitlichen Gründen nicht aufstehen kann, hätten wir da mit Sicherheit einen Kompromiss gefunden. Wir wollen doch niemanden sein Konzert-Highlight versauen. Wir hätten die neben uns Sitzenden gefragt, ob wir die Plätze tauschen können (die waren nämlich alle sehr nett, haben uns schon vor dem Konzert lang und ausgiebig unterhalten), wäre bestimmt bei solch einer Konstellation kein Problem gewesen. Oder die kranke oder behinderte Person wäre eine Reihe für uns nach vorn gekommen, dann wären wir eben eine Reihe drüber gehüpft. Ihr könnt sicher sein, das wäre nett geregelt worden. Springsteen-Fans sollten wie eine Familie sein! Nur das Konzert im Sitzen erleben, nein. Seine Konzerte leben von der Stimmung und Begeisterung, auch auf der Tribüne, da wird sich für uns nie etwas dran ändern.

Autor:  The River [ 23.07.2009 08:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Irgendwie habt Ihr beide recht..wie oft ist es so, daß die Leute auf der Bühne die Tribünensitzer sogar bitten, mehr mitzugehen...auch Mr. Springsteen.

Bin übrigens über 50 und Pit-Gänger, solange ich noch gesund bin

Autor:  eastwood [ 23.07.2009 10:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Ich mach immer beides. Ein Konzert im Pit ganz vorne und das Nächste dann auf der Tribüne. Auch ich stelle mich oft hin an meinem Sitzplatz. Sicher ist es richtig das mein Hintermann dann schlecht sieht. Aber wo willst du da die Grenze ziehen?

Wenn jemand vor mir ein Requestschild hochhält sehe ich auch nix. Wenn jemand größer ist als ich sehe ich auch nix. Wenn jemand sein Kind auf die Schultern nimmt oder seine Freundin auf die Schultern lädt sehe ich auch nix. Wenn jemand klatscht wird mir auch die Sicht versperrt.

All das weiss ich wenn ich ein Konzert besuche. Ich weiss auch das es Menschen gibt, die während eines Konzertes von ihren Sitzplätzen aufstehen und ihren Emotionen freien lauf lassen.

Na und, was solls? Dann steh ich als Hintermann mit auf. Wenn ich im Pit stehe und jemand hält ein Request hoch dann seh ich halt mal nix. Dann reg ich mich auch nicht drüber auf. So ist das nunmal auf einer Veranstaltung wo viele verschiedene Menschen aufeinander treffen. Sicher ist es nicht immer alles fair. Aber sag mir einen Tag in deinem Leben wo alles fair abgeht.
In einem Punkt stimme ich zu. Wenn jemand ein Handicap hat und nicht aufstehen kann ist das sicher was anderes. Aber auch da gibt es Möglichkeiten: Ich kaufe mir ein Ticket vorne, oder frage kurz vor dem Konzert meinen Vordermann ob er aufgrund meines Handicaps tauschen kann.

Ich denke es gibt immer eine Lösung für alle Beteiligten :D

Autor:  red_headed_woman [ 23.07.2009 10:56 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Wenn ich auf der Tribüne bin steh ich auch auf (nur bei den ruhigeren Songs setze ich mich manchmal kurz hin, aber nicht immer).
In München stand ich und machte fleißig mit, schräg vor mir stand eine Frau, die sich plötzlich umdrehte und fragte, ob ich denn schon was sehen würde (obwohl ich ja selber auch stand). Das fand ich in der Situation zwar überflüssig, aber trotzdem sehr nett.
Ich denke, man kann sich schon arrangieren.
In Frankfurt waren wir Gott sei Dank in der 3. Reihe und somit quasi mit im Innenraum ;). Überall um mich rum standen die Leute, nur vor uns in der 2. Reihe (1. war dort leer) war so ne biestige Ziege, die sich wirklich über ALLES und jeden um sich rum aufgeregt hat, schon vor der Show. Tja, die Leute haben sich den Spass nicht verderben lassen, das fand ich schön. Die Dame hat dann ohnehin nach ner Weile mit ihrem Mann die Show verlassen und dann ging's noch mehr ab ;)

Manchmal macht auch halt einfach der Ton die Musik, dann klappt's auch mit dem "Nachbarn" :)

Autor:  Trapped41 [ 29.07.2009 16:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Konzertbericht "Ein (fast) perfekter Tag von Thorsten Beckma

Hallo, ThorstenB.,

Dein Konzertbericht ist seeeehr schön geschrieben. Ich war wegen einer Urlaubsreise leider nicht da, kann durch Deinen Bericht aber die Gefühle und Emotionen gut nachvollziehen. Hat Spaß gemacht, zu lesen. Wenn ich da gewesen wäre, und ich den Platz neben Dir oder Deiner Frau gehabt hätte, wären gleich von Beginn an in Deinem Block 3 Leute begeistert nebeneinander rumgehüpft.

Nochmals DANKE für Deinen ausführlichen Bericht!

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