Olliblue hat geschrieben:
Ich finde den Spiegel-Artikel eigentlich auch ganz okay, zumal man wirklich den Eindruck, dass der Kollege auch weiß, worüber er schreibt.
Ich bin selbst Journalist und möchte mal eine Lanze brechen für alle "Patty spielt Geige"- und "BITUSA hat er nicht gespielt"-Verzapfer. Dieses Dummgeschreibe ist in den meisten Fällen zwar dem Umstand geschuldet, dass der Journalist nicht gut recherchiert, doch oft genug hat er die Zeit dazu gar nicht. Verlage in Deutschland fahren eine so schlimme Personalpolitik, beschäftigten kaum noch Angestellte (um Sozialabgaben zu sparen) und verheizen ihre freien Journalisten. Gut möglich, dass der Mensch gerade von irgendeiner Bilanzpressekonferenz kam, sich am Abend zuvor Celine Dion reintun musste, morgens quer durchs Rathaus geschleift wurde, danach bei der Mitgliederversammlung des Terrierclubs war und nebenbei noch einen Aufmacher über die Energiepreisentwicklung schreiben muss. Das alles muss am nächsten Tag natürlich in der Zeitung stehen (oder in einer Stunde online sein), und das Tageshonorar beträgt dann 17,20 Euro. Und das ist wirklich nicht übertrieben, das passiert jeden Tag in ganz Deutschland, und alle erwarten einen sauber recherchierten 1A-Journalismus. Das haut nicht hin.
Also, seid nicht zu ungnädig mit uns.
Das ist aber doch eine interessante Arbeitsauffassung.
Vielleicht sollte man auf Seite Eins der Zeitung jedesmal den Hinweis bringen:
"Nicht alles, was Sie hier lesen, stimmt. Aber wir hatten leider nicht die Zeit, unsere Arbeit ordentlich zu machen."