Das, was man Bruce am Samstag in den Tee getan hat, davon hätte ich auch gerne ein Schlückchen
. Mehr als einmal kam mir dieser Satz in den Sinn, als das Konzert lief.
Aus meiner Sicht ein perfekter Abend. Erste Reihe, obwohl ich nicht mehr damit gerechnet hatte. Und nach 30 Jahren, drei Monaten, 16 Tagen und ein paar Stunden endlich meine Rosie live. Mehr brauchte ich für mich nun wirklich nicht. Doch:
.
Aber der Reihe nach. Neun Uhr in der Früh Abfahrt am Niederrhein mit cynthia, stolen car und deren beiden Töchter. Mit den notwendigen Pause Ankunft in Hamburg um 13:30 – immerhin hatten da die Parkplätze am Stadion schon auf, was wohl eine Stunde vorher noch nicht der Fall war. Warum eigentlich?
Das wir mit den Nummer 361 bis 365 zwar in den Pit kommen sollten, aber nicht mehr, war uns schon vor der Hinfahrt klar. Aber so what. Schöne, alte Bekannte, aber auch neue Gesichter zu treffen. Gerade das macht das Warten auf Bruce auch so schön. Das Aufstellen der Reihe nach hatte dann auch eigentlich super geklappt – danke an die Organisatoren – aber wie das so ist, in einem Land, wo das Reißverschlusssystem auf der Straße nicht klappt, klappt es auch mit geordneten Schlangen nicht. In den Räumen zwischen den Schlangen sammelten sich dann immer mehr Spätkommer und stellten sich auch vor die Zwischentore. Das Gedränge wurde dichter und als die ersten drei Tore aufmachten auch schon bedrohlich. Als wir fünf dann endlich ohne Beulen durch waren, wurden hinter uns dann auch die Zwischentore aufgemacht. Ich kam noch gut durch die Taschenkontrollen, stolen car war plötzlich weg (wurde aber gefunden) und cynthia wünschte mir nur viel Glück beim Nach vorne kommen.
Das war dann der Anfang eines für mich perfekten Springsteen-Konzertes. Den Zugang zum Innenraum habe ich auch ohne Blessuren überlebt, und dann hieß es: Renn was das Zeug hält. War gut, dass ich schnell Treppen runter rennen konnte und kam tatsächlich noch im Pit ans Gitter – so schräg vor Clarence im Knick (E13 in der Nähe und Youngest Fan direkt neben mir). So im Umfeld eine Bekannte gesehen und das Übliche angefangen, was man in den knappen drei Stunden, die vor einem standen so macht. Erfahrungen austauschen, Wünsche und mehr. E13 wusste schon, was mein einziger Setlist-Wunsch wäre – ein Schild hatte ich diesmal nur für Nils dabei.
Dann ging alles extrem schnell. Um halb acht waren die Beleuchter schon unterm Dach, an den Mischpulten wurde noch geflaxt – und die Kirmesorgel begann zu leiern. Wer nicht am Platz war – die Kameraleute. Vielleicht dauerte die Musik deshalb so lange, denn die hatten ja noch ein Stück zu laufen. Endlich – Max an den Drums, das Geburtstagskind kam und der Rest der Band. Der Jubel wurde unbeschreiblich. Es ging los – und wurde für mich (nach oder vor Berlin 2002 – ich weiß noch nicht) zumindest das zweitbeste Konzert unter meinen Bruce-Konzerten der letzten 20 Jahre.
Der Band und Bruce stand der Spaß in den Gesichtern geschrieben. Es war sofort klar, dass es ein besonderes Konzert wurde. Die Band strahlte noch mehr Power aus als sowieso – eine hard-working-rock’n-roll-band halt – the biggest little houseband! Alles was ich an der Truppe liebe, spürte ich schon bei den ersten Tönen von „Out in the Street“. Kein Stromausfall am Anfang – der Abend nahm seinen Lauf.
Die drei Herren Gitarristen versuchten sich an dem Abend wohl, sich gegenseitig zu übertreffen - und schafften es, jeder auf seine Weise, immer wieder.
Die Sammelei der Requests, dass Kopfschütteln von Bruce und Steve, was man eher nicht spielt – und dann „Something in the night“. Dies jemals live zu hören hätte ich nie gedacht. Eine Traumhafte Version für Hamburg.
Stand zwar auf der Setlist, aber es gab auch requests, die eben nicht drauf standen. Und was für welche. „Held up without a gun“, „Sherry Darling“. Schön auch der Hochzeits-request "I'll work for your love", obwohl das Lied nicht so sehr mein Fall ist.
Der Rest ist bekannt. „Hungry Heart“ ging auch ohne Wolfgang wunderschön
; Rutschen auf der Bühne – Bruce fast direkt auf mich zu, und nicht zu vergessen „Incident“ full Band – kommt noch besser als die Solo-Versionen die ich schon genießen durfte. Vor allem mit dem traumhaften Gitarrensolo. Und gleich zwei Mal lief Bruce noch im Bühnegraben direkt an mir vorbei. Nicht mal ein Meter entfernt. Zu einem Händedruck hat es nicht gereicht
– aber E13, der ihn gleich zwei Mal erwischte, gab mir direkt seine Hand. Nicht ganz wie direkt, aber fast (Mann, sind wir bescheuert
).
Die Stimmung kochte – ich glaube nicht nur im Pit. Spätestens bei „Badlands“ tobte alles im Stadion. Und dann ein Kracher, der auch immer auf meiner Wunschliste stand – „Seven nights to rock“ geil. Aber
MEINE Krönung des Abends kam dann ja – und mir war nachher sogar vollkommen egal, das „Thunder Road“ aus der Setlist gekickt wurde. Ich sah, wie Bruce der E-Street-Band leise irgendwas mit „Ro…“ zuflüsterte. Ich wusste, was kommt. Meine
„Rosie“, endlich. Am Ende war meine Stimme weg – egal. Bei „Born to Run“ vorwiegend heiße Luft von mir, aber kaum Töne. Mit Mühe kriege ich noch die „Legendary E-Street-Band“ raus.
Ich hatte während des Konzertes mehrfach Pippi in den Augen und einen Kloß im Hals. Nein – das war nicht das letzte Konzert der E-Street-Band in Deutschland. Es war ein grandioser Abend; ich empfand nichts wirklich Negatives. Sogar die Setlist war toll
, die Stimmung sowieso. Wie der Sound war, keine Ahnung. Ob es in diesem Jahr mein letztes E-Street-Band-Konzert war? Entscheide ich morgen spontan – Antwerpen wäre nicht so weit.
Ach ja. Am Niederrhein sind wir dann so kurz vor vier wieder angekommen – alle fünf glückselig von einem richtig geilen Tag. Und mittlerweile dabei, meine Eindrücke und Emotionen irgendwie zu ordnen.
Ansonsten: Danke Bruce, Danke E-Street-Band, Danke Tramps für jetzt tolle 20 Jahre Live-Musik, für die es lohnt, zu leben !