Bruce Springsteen Forum

Bruce Springsteen - Magic - Review (4 Sterne)

http://www.rollingstone.de/content/tont ... monats.htm

Nostalgisch-romantischer Home-Run mit der E Street Band

Sah es vor zehn Jahren so aus, als wäre Bruce Springsteens Karriere zum Erliegen gekommen, so ist er jetzt geschäftig wie allenfalls 1973. Schon muss man das Bonmot bemühen, es handele sich nicht um ein Comeback, weil er ja niemals weg war. Und Mann, mehr da als mit dieser Platte war er selten.

"Magic" ist, knapp gesagt, das Album, das nach "Born In The U.S.A." erwartet wurde. Ja, es ist die E Street Band, es ist wieder 1980ff, und alles ist wieder versammelt - Clarence Clemons' Saxofon, Danny Federicis Orgel, später Roy Bittans Piano, Max Weinbergs Dreschflegel, Tonnen von Overdubs, unter lustvollem Bombast begrabene Gitarren. Ich weiß nicht, was Jon Landau unter "light on its feet" versteht. Vielleicht einen Kettenpanzer mit Glockenspiel.

Die schiere Wucht von "Radio Nowhere", von Brendan O' Brien produziert wie ein Stück seiner Klienten Pearl Jam, ist dann doch schwer zu fassen. "You'll Be Comin' Down" ist ein schwarzgalliges Divertimento über das jähe Unheil um die Ecke; "Livin' In The Future" explodiert als übermütiger Nostalgie-Rock'n'Roll wie "Hungry Heart" oder "Glory Days"; "Your Own Worst Enemy" ist eine schwerblütige, weihnachtsgefühlige Meditation über den Verlust der Sicherheit; am Ende läuten tatsächlich Kirchenglocken. "Gypsy Biker" klingt, als würden tausend Indianer auf Dudelsäcken den Hügel hinabreiten, eine Variation von "Born In the U.S.A.": "Sister Mary sits with your colors/ Brother John is drunk and gone." Der Gypsy Biker kommt tot nach Hause, sein Motorrad verbrennen sie in den Hügeln. "Now I'm countin' white lines/ Countin' white lines and gettin' stoned."

Wer jetzt noch keine Träne verdrückt hat, der wird es bei "Girls In The Summer Clothes" tun, einem Sixties-Schmachtfetzen mit dem Aroma von "Downbound Train" und "Bobby Jean". Überall Reminiszenzen: "Frankie's diner, an old friend on the edge of town/ The neon sign spinning round/ Like a cross over the lost and found/ The fluorescent lights flick over Pop's Grill/ Shaniqua brings the coffee and asks ,Fill?'" Bei Springsteen gibt es keine halben Tassen.

Heftiges Piano-Spiel und Clemons' Kanne treiben "I'll Work For Your Love", das noch einmal Springsteens emotionales Ethos verkündet. Mit irisierenden Streichern und sarkastischem Text ist "Magic" ein ungewöhnlicher Springsteen-Song, der ein wenig an Warren Zevons "For My Next Trick I'll Need A Volunteer" erinnert: "I got a shiny saw blade/ All I need's a volunteer/ I'll cut you in half/ While you're smiling from ear to ear."

Es folgt die Abteilung der ernsten Groß-Stücke: "Last To Die", eine bittere Kriegs-Reflexion, gesungen mit dem bebenden Heroismus der Songs von "Born To Run": "We took the highway till the road went black…/ Who'll be the last to die for a mistake…" In "Long Walk Home" kehrt der Junge aus "My Hometown" heim, doch kennt er die Gesichter nicht mehr. Aber er erinnert sich an die Worte seines Vaters: "Son, we're lucky in this town/ It's a beautiful place to be born/ It just wraps its arms around you/ That flag flying over the courthouse/ Means certain things are set in stone/ Who we are, what we'll do and what we won't." In "Devil's Arcade" werden zu kreiselnden Gitarren bedrängende Bilder vom Kriegs-schauplatz gegen den Traum von Heimat gesetzt: "A house on a quiet street, a home for the brave/ The glorious kingdom of the sun on your face..." Das letzte Stück - als hidden track - ist ein zartes Requiem für Springsteens Freund Terry Magovern, der im Juli starb. "Terry's Song" gemahnt mit Harmonika, akustischer Gitarre, Piano und Orgel an "Nebraska" und"Tunnel Of Love".

Und ist es nun Magie? Nein. Der große alte Charismatiker und seine Knappen werfen noch einmal ein Gewinnerblatt auf den Tisch. Bruce Springsteen arbeitet für unsere Liebe. (SonyBMG)

ARNE WILLANDER

OK....aber warum dann nur 4 Sterne Jede Independent Kapelle mit dem groessten Mist kriegt doch automatisch 4 Sterne.

Einfach mal weiterblaettern....ebenfalls four stars fuer Iron and Wine von den "The Shepherd' sDog"...wer will das wissen und wer kann das ernst nehmen?

Äh?


WG

Platte des Monats ist da wohl nur so ein Label. Die hatten schon Platten des Monats die nur 2 Sterne (!) bekommen haben. Es geht wohl nur darum eine bestimmte Scheibe näher vorzustellen.

Naja...., über vergebene Sterne brauchen wir uns
ja nicht wundern, ärgern. etc.
Entscheidend ist doch was über das neue Album geschrieben wird. Und bisher klingt es doch so, als ob die neue Scheibe von den Kritikern
positiv aufgenommen wurde. Man liest doch nur Lob.

Generell vertrete ich aber ja eigentlich immer die Meinung, je negativer die Kritik, desto besser das Album....
Mal abwarten, bin mal gespannt und freue mich auf Freitag!!!

Greetings
Mr.Outside

Naja, der Rolling Stone ist doch Springsteens Hofpresse, erst mal abwarten, was andere Zeitungen dazu meinen. Tausend Indianer auf Dudelsäcken??? Was hat der Mann denn genommen...

Der Rolling Stone wählt die "Platte des Monats" nicht nach der Güte des Albums aus, sondern etwa danach, wie sehr eine Platte erwartet wurde, wie ungewöhnlich eine Veröffentlichung ist, etc. Die Kriterien sind nicht fest. Der Rolling Stone hatte das irgendwann mal als Reaktion auf geäußerte Unmutsbekundungen, warum die die Platte des Monats nicht die "beste" Platte in dem fraglichen Monat sei, mitgeteilt. Daher heißt es wohl auch nicht "beste Platte" oder so.

habe aus einer ziemlich sicheren Quellen erfahren das die Dezemberausgabe ein Titelbild mit Bruce und ebenso die Titelstory über ihn enthält. Zur Zeit stehen die aber noch in Verhandlungen, wie auch immer das bei denen abläuft usw..

wie Ragman schon betonte, der RS ist doch eh der Hofberichterstatter

gut sicher,

aber um aufs Titelbild zu kommen bedarf es anscheinend doch ein wenig mehr.

auf der letzten Seite nimmt der Rolling Stone sich selber etwas auf die schippe.
beim votum des monats erspinnen die redakteure die zu erwartenden
wortspiele zur neuen cd.
etwa magische zeiten,boss wird magic etc.

... und in den Kritikercharts steht "Magic" auf Platz 1!

Ein schwacher Trost für Wilanders katastrophale Besprechung. Anscheinend ging dieser Hofberichterstatter von vorneherein davon aus, dass ein neues ESB-Album nur ein Rückgriff auf Altbekanntes darstellen kann. Unglaublich schlampige Kritik, die wohl nach einem Mal hören entstanden ist. Und somit die zahlreichen (politischen, kritischen und persönlichen) Anspielungen auf die momentane Situation in Amerika verkennt. "Livin' in the future" ist dann doch mehr als ein aufgewärmtes "Tenth Avenue" usw. usf. Vielleicht hat Springsteen selten ein solch doppelbödiges Werk herausgebracht, was eben nicht auf Anhieb zu deuten ist...

Hab mal die wesentlichen Aussagen zusammengefasst

...womit wunderbar bewiesen wäre, dass Willander nicht das Neue an "Magic" zu erkennen weiß. Auf dem neuen Album nähert sich Springsteen den Themen Krieg, Verlust von Sicherheit, Seelennöte etc. anders als bei thematisch ähnlich gelagerten Songs (Shut out the light, Brother under the bridge, The wall). Und auch ein auf den ersten Blick leicht daherkommendes "Livin' in the future" ist alles andere als ein Nachfolger von "Waitin' on a sunny day".