Bruce Springsteen begeistert 8000 Fans in Frankfurt
Frankfurt/Main - Selbst der "Boss" staunte: "Ihr seid gut vorbereitet", lobte Bruce Springsteen die 8000 Fans in Frankfurt. Noch keine vier Wochen ist sein neues Album "We Shall Overcome: The Seeger Sessions" in Deutschland auf dem Markt - doch das reichte. Vom ersten Song an sang das Publikum in der Festhalle am Mittwochabend lauthals mit, wo immer es passte.
Das einzige Deutschlandkonzert des US-Sängers während seiner kurzfristig angesetzten Europatour wurde zur Party: "Das ist ja ein Rockfest hier", befand Springsteen sichtlich gelöst gegen Ende der gut zweieinhalbstündigen Show.
Der 56-Jährige und 16 Straßenmusiker sorgten für entsprechende Stimmung. Mit Akkordeon, Fiedel, Banjo und Saxofon jazzten, bluesten und rockten sie Songs des US-Bürgerrechtlers Pete Seeger: "Jessie James", "Pay Me My Money Down", "My Oklahoma Home". Natürlich gehörte auch der Gospel "We Shall Overcome" zum Programm, laut Springsteen der "wahrscheinlich politischste Protestsong aller Zeiten", und "Shenandoah" ("Eine großartige irische Anti-Kriegs-Ballade.").
Springsteen bleibt seinem Kampf gegen Missstände und für die Menschenrechte treu, indem er sich aus dem Repertoire des Folksängers und Friedensaktivisten Seeger bedient - auch wenn er sich musikalisch auf Neuland wagte: Für die Aufnahme des Albums hatte Springsteen die Straßenmusiker auf seine Farm im US-Bundesstaat New Jersey eingeladen und Medienberichten zufolge "einfach drauflos geschrammelt".
Sein neues Projekt sei "ein Zurück und ein Vorwärts zu der Ungezwungenheit, zur Freiheit und zur Kreativität meiner frühesten Musik", sagt Springsteen. "Man hört nicht, wie die Musik gespielt wird, sondern wie sie gemacht wird. Wir hatten so viel Spaß dabei." Dass das keine Phrasen sind, bestätigte sich in der Frankfurter Festhalle: "Es ist schön, wieder hier zu sein, wir werden viel Spaß haben", versprach der "Boss" gleich zu Anfang. Im Laufe des Konzerts dürfte sich mancher mittanzende Fan tatsächlich an Jazz-Bars in New Orleans erinnert gefühlt haben, die Springsteen an einer Stelle sogar ausdrücklich erwähnt: "New Orleans ist die Wiege der amerikanischen Musik."
Das neue Album - schon das zweite nach "Devils & Dust" im vergangenen Jahr, das Springsteen ohne die legendäre E-Street-Band aufnahm - scheint bei den Fans anzukommen. Anfang Mai sprang "We Shall Overcome: The Seeger Sessions" auf Anhieb auf Rang 5 der deutschen Album-Charts. Das Konzert in Frankfurt, das erst im April angekündigt worden war, war nach Angaben von Veranstalter Marek Lieberberg binnen einer Stunde ausverkauft.
Ein bisschen Altbewährtes bot Springsteen, der es mit "Born In The U.S.A." (1984) und "Streets Of Philadelphia" (1994) zu Weltruhm brachte, als Zugabe auch noch: etwa den Song "My City Of Ruins" vom Album "The Rising" (2002), das sich mit den Terroranschlägen auf New York und Washington vom 11. September 2001 beschäftigte.
Der Partystimmung der meisten der 8000 Fans taten die teils ernsten Themen der Lieder ebenso wenig Abbruch wie die technischen Probleme bei der Videoübertragung in der Halle. Nach Ende des Konzertes feierten viele im Freien weiter. Kräftiger Beifall begleitete den Bus der Musiker in die Frankfurter Nacht.
Beinahe jedoch wäre alles ganz anders gekommen: Auf dem Flug an den Main musste Springsteens Privatjet wegen technischer Probleme in Amsterdam landen. Die SN Brussels Airlines sprang nach Angaben vom Donnerstag kurzerhand ein und flog die Musiker mit gut einstündiger Verspätung nach Frankfurt.
www.brucespringsteen.net © dpa - Meldung vom 18.05.2006 13:11 Uhr