So, nun muss auch ich mal meinen Senf abgeben. Ursprünglich wollte ich nicht zum Konzert, weil mir die Musikrichtung nicht liegt. Habe mich dann doch breitschlagen lassen. So nach dem Motto, Bruce ist live immer eine Granate und der bekommt das auch diesmal wieder hin. Tickets für € 20,- und weniger vor der Halle zu kaufen war ja null Problemo.
Wir haben dann vor dem Mischpult gestanden, so dass wir rundherum eine gute Sicht hatten. Die Halle war gut gefüllt, aber keinesfalls vollständig. Insebsondere im 2. Rang gab es erhebliche Lücken, im ersten auch einige und der Innenraum war nicht die Bohne dicht. Dort gab es so viel Platz, wie bei keinem anderen Konzert, welches ich bisher dort erlebt habe. Der Sound war bescheiden, viel zu hell, so dass es nach einiger Zeit weh tat. Egal, Ohropax hilft da immer. Der Gesang war für Festhallen-Verhältnisse jedoch gut verständlich und auch die Instrumente waren passabel abgemischt, nur eben alles ein wenig zu hell.
Um 20.18 ging es dann los. Am Anfang frenetischer Beifall. Setlist und Opener sind ja bekannt. Nach dem zweiten Song wurde es dann merklich ruhiger. Einige Leute im Publikum, die zuvor trotz Sitzplatz standen, nahmen nun schon wieder Platz. Bruce wirkte auf mich extrem angespannt, ja sogar ein wenig nervös. Der magische Kontakt mit dem Publikum, den er sonst immer hat, kam diesmal, zumindest in dieser Phase des Gigs, nicht rüber. Die Band versuchte bei mehrern Liedern das Publikum zu animieren, was jedoch nur leidlich gelang. Die ersten 5-6 Reihen im Innenraum und im ersten Rang in den Blöcken D und E gingen gut mit, die große Mehrheit des Publikums war sehr verhalten. Ich habe noch nie ein Bruce-Konzert erlebt, bei dem so wenig Stimmung war.
Nach einer Stunde gingen die ersten Tramps, die einfach nur verstört und konsterniert waren. So hatten wir noch mehr Platz. Inzwischen konnte man Standardtänze im Innenraum aufführen, zumindest was die Geräumigkeit anbelangte. Auch wir waren kurz davor zu gehen. Wir haben jedoch durchgehalten, in der Hoffnung, dass da noch was kommt. Nach ca. 90 Minuten kam dann Oklahoma Home und kurz danach Jacobs Ladder. Nun drehte sich das Stimmungsbild. Die Fans gingen mehr mit und auch in den hinteren Bereichen tat sich was. M.E. war dies für Bruce deutlich zu spüren. Er wirkte auf einmal locker und seine Mine hellte sich merklich auf. Ab Open all night ging es dann recht gut zur Sache. Die Stimmung war aber noch immer nicht vergleichbar mit anderen Konzerten vom Boss. Die Fans intonierten dreimal Badlands. Um es vorweg zu nehmen, dies waren nicht nur die hier so verschrienen Bitusa-Gröhler, sondern deutlich mehr. Bruce machte mit entsprechenden Bewegungen in Richtung seiner Akkustikgitarre klar, dass wir uns den Song abschminken können.
Letztendlich folgten dann die restlichen Lieder, wobei City of ruins besonders positiv zu erwähnen ist. Auch Wuulfgang hatte dann seinen peinlichen Auftritt. Er war, wie fast immer, wieder nicht textsicher. Zum Schluss gab es eine freundliche Verabschiedung der Band, wobei diese aus meiner Sicht eher dem Respekt vor Bruce und seiner bisherigen Lebensleistung zu verdanken war, als dem durchschnittlichen Konzert an sich.
Auf dem Nachhauseweg haben wir uns dann noch mit einigen Fans unterhalten. Einhellige Meinung war, dass die Musiker fachlich gut waren, Bruce ab der 91. Minute lockerer wurde, das Ganze aber keiner Wiederholung bedarf.
Ich für meinen Teil bin insoweit überrascht, als dass Bruce es nicht geschafft hat, zu überzeugen und das Publikum zu begeistern. Nervosität war ich von ihm bisher überhaupt nicht gewohnt.
Ich denke, dass Bruce, sollte er noch mal in dieser Besetzung kommen, die Festhalle nicht mehr annähernd füllen kann und so der Abstieg (kommerziell/musikalisch möchte ich das nicht beurteilen) vorprogrammiert ist. Denn nur von den Die Hard-Fans zu leben, kann sich als gefährlich herausstellen.
Wie sagte so schön einer neben mir: "Bruce ist halt noch ein echter Star, der macht was er will und die Leute geben dafür sogar noch Geld aus, zumindest dieses eine Mal".
Schade Bruce, bitte mach so nicht weiter.
Um gleich einigen Pappenheimern hier den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der obige Bericht beruht auf rein subjektiven Empfindungen und einingen persönlich geführten Gesprächen. Ich verlange nicht, dass auch nur irgendeiner hier das so sieht wie ich.
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