Southside Johnny & The Asbury Jukes waren nach ewiger Zeit endlich mal wieder ganz kurz in Europa.
Drei Auftritte. Am Freitag in London im Shepherds Bush Empire, am Samstag im Paradiso zu Amsterdam und am Sonntag war ein Auftritt beim Bospop-Festival in Weert (NL) zur besten Sonntagsbratenzeit geplant, der fiel aber wegen einer Unwetterwarnung aus.
Das Konzert in London war dank der strategisch geschickten Platzierung zwischen zwei Bruce-Shows im Hyde Park ausverkauft.
Und auch das Paradiso war mit über 1.200 Zuschauer überraschend gut gefüllt. Für mich ist das Paradiso immer noch des beste und coolste Club in Europa für solche Konzerte.
Ansonsten waren die Voraussetzungen aber nicht so toll. Es war brütend heiß in Amsterdam, selbst mit Klimaanlage wurde es im Club fast so wie in einer Sauna mit einem „Maracuja-Bier-Aufguss“ (das "Indian Pale Ale" ist da recht beliebt....)
Auf den letzten Live-Mitschnitten von ihm war Johnny teilweise sehr schlecht bei Stimme.
Jünger ist auch keiner von denen geworden seit dem letzten Mal. Johnny selber wird dieses Jahr 75 Jahre alt.
Der Flug von London nach Amsterdam hatte massive Verspätung. Die Band kam erst am Club an, als die Zuschauer schon darauf warteten, reingelassen zu werden.
An einen ausführlichen Soundcheck war nicht zu denken.
Am Anfang war an unserem Platz ganz vorne zwischen Sänger und Gebläse (Saxofon, Posaune, Trompete – der Ventilator stand auf der anderen Seite) der Sound auch nicht wirklich toll.
Das hätte angesichts der bekannten Launenhaftigkeit von Johnny auch ganz übel ausgehen können.
Aber ganz im Gegenteil.
Im Laufe des Abends brachten er, die Band und das Publikum sich gegenseitig in eine derartig großartige Stimmung, wie ich es selten bei einem Konzert von ihm erlebt habe.
Man merkte ihm mehrfach an, wie unglaublich gerne er immer wieder im Paradiso auftritt und wie inspirierend das Publikum dort und dieser Ort für ihn und die Band sind.
Was dem einen das San Siro oder das Ullevi ist dem anderen eben das Paradiso.
Und ich fand, er wirkte um keinen Tag älter wie vor 5 Jahren.
Der Abend enthielt alles, was man von einem sehr guten Southside Johnny Konzert erwarten kann. Alle Musiker hatten Spaß inne Backen und spielten sich die Bälle zu. Es wurde improvisiert, dass es eine Freude war. Irgendwo passierte immer irgendwas auf der Bühne. Hier ein typisches Video :
https://www.youtube.com/watch?v=MfiJ32L8sQM Teilweise haben die Musiker oder der Roadie während der Show das Publikum mit Ihren Handys gefilmt.
Wie üblich gleicht keine Version eines seiner Songs der Version, die er zuletzt von dem Song gespielt hat. Davon abgesehen war die Hälfte der Setliste gegenüber London am Vortag ausgetauscht.
Er ist und bleibt der intuitivste Musiker, den ich je auf einer Bühne gesehen habe.
Außerdem war er gut bei Stimme, spielt noch immer genial Mundharmonika und die Bläser hatten reichlich Momente, wo man dachte, jetzt pusten die die bunten Kirchenfester aus dem Laden.
Der Set war eine gelungene Mischung aus Klassikern, Raritäten und ein paar improvisierten Cover-Versionen.
Der Abend enthielt massenhaft genau das, was mir aktuell bei Bruce ein wenig fehlt.
Es war großartig und genau so, wie Live-Musik zu sein hat !
Hoffentlich war es nicht der letzte Ausflug von Southside Johnny & The Asbury Jukes nach Europa.