Tommy Soprano hat geschrieben: Waren die BAP-Konzerte so abwechslungsreich? Ich denke, dass da doch immer eine sehr ähnliche Setliste auf dem Programm steht, oder nicht? Aber auf jeden Fall war es wahrscheinlich ein großer Spaß.
Anmerkung noch zu Reinhard Mey: In der SZ war am Wochenende eine relativ große Anzeige drin, in der er sich bei allen Besuchern seiner Tour 2022 bedankt. Das hab ich so von noch keinem Künstler gesehen und finde ich stark.
Es stimmt, daß die Setliste bei den BAP-Konzerten relativ statisch ist - das Grundgerüst von über 20 Songs (von insgesamt zw. 27 und 33) bestand sogar für alle 3 Tourlegs ... aber es gab aus Gründen, über die sich niemand freuen kann, ein paar spektakuläre Überraschungen - Songs, die Jahrzehnte nicht mehr gespielt wurden und nun wegen Putins Kriegs-Irrsinn wieder relevant wurden. Schon beim Tourstart gab's - nachdem schon im Haupt-Set mit "Absurdistan", "Drei Wünsch frei", "Ruhe vor'm Sturm", "Widderlich", "Kristallnaach" und "Arsch huh!" die Anti-Populisten- und Anti-Kriegssongs dominierten - als erste Zugabe "Wenn et Bedde sich lohne däät", das Wolfgang nach seinem Schlaganfall eigentlich endgültig als "undankbare Äußerung" offiziell als nicht mehr spielbar deklariert hatte ... und auf der Herbsttour erklang zum erstenmal seit dem Major-Abschied 1999 auch wieder das "Nähmaschinen-Riff" von "Zehnter Juni" - die Strophe mit den Schachfiguren, die einfach vom Brett springen und nicht mehr bis zum Kadaver parieren, paßte wie die Faust auf's Auge zur Massenflucht junger Russen nach Putin's Teilmobilmachung ... aber auch die Songs der aktuellen "Alles fließt" CD rocken zum Großteil richtig gut - das Album ist weit besser als "Lebenslänglich" von 2016, das doch arg besinnlich und fast zahnlos daherkam ... am Ende besuche ich aber die Konzerte auch, weil ich vor jeder Bühne viele Freunde treffe, mit denen die Konzerte nochmal ne andere Dimension kriegen ... am Off-Tag nach dem Konzert im Tempodrom gab's dann auch im Gaffelhaus Berlin einen BAP-Stammtisch mit 25 Teilnehmern von Eckernförde bis zum Schwarzwald und vom Saarland bis rüber an die polnische Grenze ... und am Ende wollte ich eben auch mal miterleben, wie die Konzerte bei meinen Freunden in Thüringen, Sachsen und Berlin so abgehen - und wurde nicht enttäuscht ... tolle Begegnungen mit Leuten, die z.B. 1989 in Wolgograd oder 1991 auf der Festwiese in Leipzig dabei waren ...
Zu Reinhard Mey: Der Mann hat einfach eine bemerkenswerte Mischung aus Charisma, Demut und Dankbarkeit ... zu den Zugaben wurde, nachdem im Hauptset der Saal komplett verdunkelt war und nur paar Spotlights auf die Bühne die Atmosphäre bestimmt hatten, das Saallicht angeschaltet und er spielte die 3 letzten Songs ("Viertel vor sieben", "Über den Wolken" und "Gute Nacht Freunde") bei hell erleuchteter Halle ... und bei der Standing Ovation danach ging er auf die Knie (sauberer Telemark!) und bedankte sich ... das war echt ergreifend ... am 21.12. wird der Mann 80 ... und nein, er spielt keine Greatest-Hits-Sets, sondern bespielt hauptsächlich das aktuelle Album und mischt paar ältere Sachen dazwischen - außer den Zugaben war nur noch der Opener "Ich wollte wie Orpheus singen" aus der "Best-of"-Kategorie - trotzdem ein tolles Konzerterlebnis, weil der Mann einfach ein großartiger Geschichtenerzähler ist ...
|
