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Steve Hackett, Stuttgart, Röhre, 20.11.2011
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Autor:  drumdani [ 21.11.2011 14:21 ]
Betreff des Beitrags:  Steve Hackett, Stuttgart, Röhre, 20.11.2011

Nachdem es 2009 nicht geklappt hatte bei Steve dabei zu sein war dies nun mein erstes Konzert von ihm und so fand ich die Setlist von der Mischung her ansprechend da vieles abgedeckt war. Kurz zur Röhre selbst: Die ist so klein das sie nicht ausgeschildert ist und so liefen mein Vater und ich erst mal an der Staatsgallerie entlang, also von der Röhre weg. Sehr groß ist sie nicht gerade aber die Bühne war dadurch auch so nah es nur ging, ohne Absperrung und auch nicht sehr hoch. Ich stand vor dem Bassisten Phil Mulford und hatte so auch perfekt Drummer Gary O’Toole im Blick. Das nenne ich mal einen super Platz sich ein Konzert anzuschauen.

Um kurz nach 20 Uhr gingen die Lichter aus und Steve kam mit Band auf die Bühne. Los ging es mit 4 neuen Songs die je zu zwei Stücken zusammengefasst wurden, wie sie auch auf dem Album sind.
„Loch Lomond“ und „The Phoenix Flown“ sind ja quasi identisch und man merkte kaum dass es zwei Lieder sind. Es schepperte gewaltig, Gary O’Toole gab dem Drumkit keine Gnade und die ganze Band spielte sehr druckvoll. Der Kontrast zu den leisen Passagen funktionierte wunderbar.

Danach folgte mein erstes Highlight in Gestalt des zweiten Doppelpacks „Prairie Angel“ (ein richtig geiles Instrumental) und dem verträumten „A Place Called Freedom“. Hier hatte man fast das Gefühl man sei zu den frühen Genesis Zeiten der 70er zurückgekehrt. Was mir eh super gefällt seit den Eagles sind mehrstimmige Gesänge was auch hier super kam. Für mich sind das schon jetzt zwei Klassiker. Bassist Phil Mulford und Gitarristin Amanda Lehman trugen dabei Strohhüte :D

Das Publikum hörte nicht auf zu klatschen und Steve machte ein „Good Evening“ so in der Art als sei ihm grad eingefallen das er vergessen hätte uns zu Begrüßen :D Er stellte die neuen Songs nochmals vor und kündigte etwas vom Darktown Album an welches im Jahr 1939 in Amsterdam spielt. „The Golden Age Of Steam“ hatte ich irgendwann mal gehört und dachte „warum hat das nicht mehr Beachtung?“, so was ich froh es live u hören.

Schließlich gab es etwas von „Out Of The Tunnel’s Mouth“. Steve merkte an das er sich erinnere wie er das letzte Mal hier war im Tunnel, die Röhre ist direkt neben einem Tunnel und war früher wohl auch ein Teil davon, daher passte das sehr gut. „Fire On The Moon“ hat mir beim ersten Hören schon gefallen und kam auch hier klasse rüber.

„This is something old, some of you were not even born when we did this“, naja in meinem Fall stimmt es mal :D Der erste Oldie von Steve’s Soloalben folgte mit „Everyday“ und wurde begeisternd aufgenommen. Auch wurde es nun schneller und Steve’s Solo setzte dem Song die Krone auf. Das Solo spielte er teils gemeinsam zweistimmig mit Gitarristen Amanda Lehman.

Nun aber schnell zurück zu den neuen Stücken, mit „Waking To Life“ durfe Amanda Lehman singen und das tat sie sehr gut. Generell passt sie sehr gut zur Band. Bevor es weiterging stellte Steve kurz die Band vor.

Der erste Genesissong sollte nun mit „Carpet Crawlers“ folgen. Als ich im Vorfeld die Setlist las (spätestens vor dem Konzert hatte ich sie eh vor der Nase liegen) dachte ich „ne Steve fang Du net auch noch an das zu spielen“, aber die Version war klasse und hat mir besser gefallen als 2007 von Genesis. Hier durfte nun Gary O’Toole zum ersten Mal Schlagzeug spielen und singen. Respekt dafür denn das ist nicht immer einfach.

Danach ging es mit dem kompletten „Firth Of Fifth“ weiter, wenngleich ich dem Instrumentalteil nicht immer entgegenfiebere (es wurde so oft gespielt) fand ich vor allem die Gesangspassagen von Gary richtig klasse, und selbst das Solo, mal nicht Daryl oder der Typ von The Musical Box sondern mal den Originalen Gitarristen des Solos selbiges spielen zu hören hat schon was für sich. Als Bassist Phil Mulford die Basspedals spielte ging er aus sich raus. Manchmal drehte er vorher eine Priouette um beim nächsten Schlag das Pedal zu treffen :D :D :D Als der Song fertig war gab es natürlich langen Applaus.

Bevor es dann zu nostalgisch wurde ging es wieder in die 2000er. Etwas vom „To Watch The Storms“ Album „if I remember correctly, it all gets blurry as time goes on“ :D Ein Song über einen See und Park in London namens „Serpentine Song“ schaffte wieder verträumte Atmosphäre.

Nun sollte mit „Shadow Of The Hierophant“ (von Steve’s erstem Album „Voyage Of The Acolyte, auf dem auch Mike Rutherford und Phil Collins mitwirkten) der Knaller kommen. Ich habe einmal die Extended Version gehört wo das Intro zusätzlich noch ewig drangehängt wurde. Die normale Version ist 12 Minuten und die ist auch super aber die ellenlange von 18 Minuten war mir damals zu viel und so habe ich das Lied nicht mehr oft gehört, wenn auch nur die normale Version. Die Liveversion hatte auch die Originale Länge. In der ersten Hälfte Sang wieder Amanda Lehman und dazwischen das es tolle Gitarrenparts von Steve, aber dann erklang leise von Keyboarder Roger King die Melodie wie ein Glockenspiel worauf sich Gary vom Hocker erhob und ein Männchen was sich drehte nachmachte, wie ein Spielzeug :D Schnell spielte die ganze Band das Outro und es hörte nicht auf, im positiven Sinne. Man spielte sich förmlich ins Delirum, das Schlagzeug polterte immer mehr (irgendwann eigentlich nur noch) und immer wenn man dachte „jetzt“ ist Schluss hoben sie es nochmals an, Wahnsinn. Auch hier hörten die Leute nicht auf zu klatschen und Steve meinte „hmmm I guess you didn’t like that one too much“ :D :D

Nun kam der Punkt an dem ich mir lieber die Special Edition des neuen Albums „Beyond The Shrouded Horizon“ gekauft hätte statt die normale, denn auf der zweiten CD ist der Song „Enter The Night“ den es nun gab. Ursprünglich als „Riding The Colossus“ auf der Japan-Edition von „Genesis Revisited“ in instrumentaler Form veröffentlich nahm man es mit Gesang neu auf. Im Gegensatz zum Rest der Setlist klang es fast poppig aber machte Spaß und lockerte das Set auf.

Der Stuhl kam nach vorne und die Akustikgitarre wurde umgeschnallt, „now it’s acoustic time“. Mit Keyboarder Roger King und Saxophonist Rob Townsend an der Klarinette gab es das Instrumental „Walking Away From Rainbows“ was Ruhe reinbrachte. Im Anschluss spielte Steve dann noch das kurze Genesis Gitarrenintermezzo „Horizons“ bevor er das Intro des mir herbeigesehnten 1977 Songs „Blood On The Rooftops“ anstimmte und man den Song komplett brachte. Da habe ich ewig drauf gewartet das mal live zu hören. Genesis selbst hat die Nummer nie live gespielt und so bin ich froh dass Steve es nun regulär im Set hat seit 2004.

„Here’s something from the same band but not the same period, some from ‚The Lamb Lies Down‘, you will recognize it“, das taten wir. „Fly On The Windshield/Broadway Melody Of 1974“ folgte in einer sehr druckvollen Version. Wieder sang Gary gegen Ende, Genesis spielte es ja auf der 76er Tour ohne Gesang so dachte das sie es hier auch machen aber dem war nicht so.

Kurz vor Ende des Hauptsets nochmal was von „Out Of The Tunnel’s Mouth“ mit „Sleepers“ welches sich in verschiedenen Stimmungen immer weiter steigerte.

Zunächst gab es das kurze „Myopia“ Intro bevor man zum Genesis Instrumental Klassiker „Los Endos“ wechselte, nach kurzer Zeit stoppte man für eine kurze Stelle von „Dancing With The Moonlit Knight“ um dann wieder zu „Los Endos“ zurückzukehren. Kurz bevor der „Squonk Reprise“ Teil kam wurde Drummer Gary O’Toole mit dem Rhythmus immer langsamer und die Leute klatschten irgendwann fast zu schnell :D Rob Townsend animierte die Leute zum klatschen in dem er immer wieder die Klarinette hochstreckte und Steve machte auch komische Bewegungen, wenn die keinen Spaß haben weiß ichs auch net. Das Phil am Bass jetzt auch noch die Basspedals mit der Hand spielte oder auch die Oberseite des Basses draufdrücke war dann noch der Brüller dazu. Das Gelächter sprach Bände. Der „Squonk“ Teil donnerte dann den Leuten wirklich um die Ohren. Das war schon so wie bei The Musical Box als sie die Trick Tour aufführten. Eine der geilsten Versionen des Songs ever mit Sicherheit. Danach verbeugte man sich und man ging von der Bühne, Gary und Phil im I Can’t Dance Marsch :D :D

Es dauerte nicht lange bis man wieder zurückkam um den letzten Genesis Song zu spielen. Beginnend mit dem Mellotron Intro wurde auch „Watcher Of The Skies“ ein Highlight. Wieder Respekt an Gary der die Nummer auch sang und spielte, das ist sicher tricky. Einmal verhaspelte er sich entweder kurz oder was Mikro spinnte, für vielleicht eine Zeile, aber das war egal. Singen und trommeln sind zwei unabhängige Tätigkeiten, das zu koordinieren ist nicht einfach. Bei einfachen Songs geht es vielleicht, aber bei solchen Songs dann noch den kompletten Beat beim Singen mitzuspielen, Respekt.

Es folgte eine letzte Ansage, ein Dankeschön „and now we play something from the Spectral Mornings album, this is in fact the title track so it can only be called Spectral Mornings“ :D Für mich gibt es keinen besseren Closer von Steves Songs als diesen, er passt einfach perfekt dahin, verträumt, intensiv, melodisch, melancholisch. Noch einmal holten sich alle ihren verdienten Applaus ab und Steve stellte alle kurz vor. So war nach 135 Minuten alles vorbei, willkommen zurück auf dem Planeten Erde.

So ein Konzert in so einem Rahmen zu bekommen ist schon klasse. Steve selbst wirkte auf mich extrem locker, vielleicht hat seine Hochzeit damit was zu tun. An der Gitarre ist er einmalig, sein Gesang war noch nie der Beste aber er machte es gut. Er sprach auch viel und machte Witze. Die gesamte Band ist eine Einheit und jeder brachte sich ein. Roger King spielte viele Teile die auf den Studioversionen von Steve’s Akustikgitarre kamen über das Piano, während Steve ja die E-Gitarre umhatte. Er ist glaube ich auch musikalischer Chef der Truppe und hielt alles zusammen.
Rob Townsend gab mit Saxophon, Klarinette und Flöte den Songs verschiedene Facetten. Gitarristin und Sängerin Amanda Lehman passt auch perfekt dazu und setzt nicht nur beim Background sondern auch beim Leadgesang Akzente. Schließlich die Rhythmusgruppe Phil Mulford und Gary O’Tole: Die beiden spielen super zusammen und wie die beiden während der Show harmonieren, man merkt das sie super zusammen spielen. Phil sang auch ein bisschen im Hintergrund aber vor allem war es sein grooviger Bass der die Röhre zum Beben brachte. Gary am Schlagzeug war nicht zu stoppen und manchmal hatte man schon Angst um das Set. Sein Gesang bei den Genesis Songs (und auch Backgroundgesang bei anderen Stücken) war ebenfalls eine Bereicherung. Dazu kommt von allen eine wirklich ansteckende Lust diese Musik zu zelebrieren. Steve sang bei den Genesis Sachen oft mit geschlossenen Augen mit und da wird klar das er stolz darauf ist ein Teil dieser Band gewesen zu sein und auch bisschen nostalgisch wird.

Nach dem Konzert sind wir dann auch gleich raus weil mein Vater und ich heute wieder früh raus mussten. Ich wusste nicht wie lange es dauern würde bis Steve zu den Fans kam, war sicher toll (er kam ja auf der Bühne schon sehr sympathisch rüber), aber ich weine dem nicht nach und nehme einen wirklich tollen Abend mit. Und das bedeutet mir mehr als ein Bild oder ein Autogramm, denn das kann man verlieren, die Erinnerung an den Abend nicht. Die neue Live DVD hatte ich mir vor der Show schon gesichert und eben kurz reingeschaut, nicht ganz die gleiche Band und Setlist, aber auf jeden Fall ein tolles Souvenir, die meisten Highlights des Abends sind dort auch drauf enthalten. (Wobei, außer „Prairie Angel“ natürlich keine Songs des 2011 Albums drauf sind da die Show letztes Jahr und „Prairie Angel“ damals mal so mit dazukam)

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