Bis vor 1,5 Wochen vor dem Konzert wusste ich nicht ob es klappen würde dabei zu sein, doch als es klar wurde das ich fahren konnte fand ich zum Glück noch ein Stehplatzticket und konnte diesem speziellen Ereignis entgegenfiebern. Ich wusste das die Stehplätze hinter den Sitzplätzen lagen, da das Theater aber auch nicht wirklich groß sein sollte war ich mir sicher nicht gefühlte Kilometer weit weg von der Bühne entfernt das Geschehen zu verfolgen. Als Phil Collins Fan hat es mich natürlich interessiert was er, nachdem er ja immer mal wieder Motown Songs in seinen Solokonzerten eingebaut hat, mit diesen Nummern anstellt. Zudem gab er an das es keine Collins Hits geben würde, vor allem endlich mal ein Konzert ohne die ganzen Balladen welche ok sind aber Phil kam schon auf der 2004/05er Tour rüber als wolle er diese Nummern nicht so wirklich spielen. Mit "You Can't Hurry Love" hat er ein bisschen geschummelt, aber das war ja auch ein Motown Hit und somit ok.
Am Konzerttag machte ich mich beizeiten auf um den Eurocity um 06:00 Uhr in Homburg zu bekommen. Die nächsten 6,5 Stunden sollte ich noch in Mannheim, Basel SBB (ich stieg zuerst am Badischen Bahnhof aus, merkte es aber noch rechtzeitig und ging zurück in den Zug) und Lausanne umsteigen. Im letzten Zug sah ich neben einem Fan aus Wien auch die zwei Schweizerischen Fans welche mir den Tip mit der Jugendherberge gaben, welche 20 Minuten zu Fuß vom Stravinsky Auditorium entfernt ist, und ich mich so ihnen dorthin anschloss. Auf dem Weg dorthin sah ich dann auch endlich die Freddie Mercury Statue, vor welcher ich schon lange mal stehen wollte. Nach einem Sparziergang kamen wir an der Herberge an. Zunächst mussten wir aber feststellen das die Rezeption erst ab 17 Uhr geöffnet haben würde. Da es aber alle 10 Minuten einen Bus von der Herberge ans Auditorium und umgekehrt fahren würde war das kein Problem. Mit dem Bus waren wir dann keine 10 Minuten später am Eingang des Theaters wo ich auch in den nächsten Stunden wieder einige bekannte Gesichter traf.Auch ein paar Bandmitglieder kamen an. Ein paar Fans konnten ein Bild mit Schlagzeuger Chester Thompson machen. Wir merkten dies aber zu spät. Es hat mich aber auch nicht gestört weil mir ein Treffen ohne einzuhaltende Zeitpläne dann doch lieber wäre.
Der ursprüngliche Beginn war für 20:00 Uhr angesetzt doch weil es ja erst um 19:40 Uhr Einlass gab schien mir das unwahrscheinlich. In New York begann das Konzert gegen 20:30 wurde mir berichtet und so war es dann auch hier. Die Lichter gingen aus und die Band kam in kleinen Gruppen auf die Bühne bis schließlich alle da waren. Da es sich um eine große Band (Bläsergruppe, 6 Backgroundsänger und Rhythmusgruppe) handelte dauerte dies ein wenig. Nach ein paar ruhigen Sekunden begann dann das Intro.
Signed, Sealed, Delivered (I'm Yours) (Intro): Die Band spielte den Stevie Wonder-Hit. Es erklang die Hauptmelodie mit Backgroundgesag bei der Phil angekündigt wurde und auch prompt auf die Bühne kam und mit den ersten Songs loslegte.
Ain't Too Proud To Beg
Girl (Why You Wanna Make Me Blue)
Dancing In The Street
(Love Is Like A) Heatwave: Die ersten paar Nummern wurden komplett am Stück gespielt (wie einige weitere Nummern am Abend ebenso) und waren eine tolle Eröffnung. Phil zeigte auch das er wirklich die Songs singen will und bot sie überzeugend dar. Bei den letzten beiden Nummern kamen die Backgroundsänger nach vorne.
Nach einer Begrüßung und der Vorstellung der "Funk Brothers" (zwei Gitarristen und ein Bassist welche wohl auf fast allen Motown CDs mitgewirkt haben) folgte das erste wirkliche Highlight.
Papa Was A Rolling Stone: Die Temptaions Nummer ist sowieso einer meiner Alltime Favs was Musikstücke angeht was sich hier wieder bestätigte. Die Atmosphäre ist wirklich klasse, schade das es nicht mehr so Motown Stücke gibt. Hob sich schon irgendwie vom Rest der Songs ab, Keyboarder Brad Cole hatte sichtlich Spaß beim Klatschen des Refrains. Generel war er wohl eine Art "musikalischer Leiter" da er viel hinterm Keyboards dirigierte.
Never Dreamed You'd Leave In Summer: Das nächste Highlight folgte direkt in Gestalt dieses Stevie Wonder Songs. Die Leute waren sehr Still und lauschten Phil der mit aller Emotion sang.
Jimmy Mack
You've Been Cheatin': Wieder zwei schnellere Nummern von denen mir vor allen letztere sehr gefiel.
Nun wurden die Backgroundsänger vorgestellt. Bill Cantos ist vom einfachen Sänger nun auch musikalisch mit Vibraphon und Keyboard am Start. Den Percussionisten, leider keine Ahnung wie er hieß, hat man (wohl weil er auch mitgesungen hat) auch hier vorgestellt. (Er rief zu Phil das er ihn nicht vergessen sollte
)Als Amy Keys vorgestellt wurde brachte jemand vom Festival (hat man mir zumindest nach dem Konzert erzählt) Blumen. Phil lachte nur sag sie Amy mit den Worten "well they're not for me then".
Do I Love You
Loving You Is Sweeter Than Ever: Letzterer Song war mit schon in einer Version von Eric Clapton bekannt (auf dem "Crossroads 2" Boxset enthalten) und gefiel mir auch hier.
Going To A Go-Go: Das erste Mal das die Menge wirklich aufwachte und richtig mitmachte, auch wenn sie immer noch sitzen blieben, immerhin gut für die Stehplatzfans. Danach gab es die nächsten Blumen, diesmal für Phil selbst.
Blame It On The Sun: Wieder eine Stevie Wonder Nummer, eine etwas untypische noch dazu. Gefiel mir aber sehr gut, wieder eine Ballade mit tollem Text. Mit "Never Dreamed" eines meiner Lieblingssongs von Stevie Wonder.
Ain't That Peculiar: Bereits von Peter Gabriel auf seiner ersten Solotour interpretiert nun auch von Phil dargeboten.
Too Many Fish In Sea: Hier kannte mehr Fans den Text da man die Nummer schon vorher legal kostenlos downloaden konnte. Ich war dann doch froh mir alle Tite im Original mal angehört zu haben.
You Really Got A Hold On Me: Nach Vorstellung der Bläser etwas von Smokey Robinson & The Miracles, wurde bereits von Mike & The Mechanics auf derem 95er Album "Beggar On A Beach Of Gold" gecovert.
Something About You
Nach der Four Tops Nummer wurde die Rhythmusgruppe (der "Harte Kern" von Phils Band) vorgestellt. Sie bekamen natürlich den meisten Applaus. Brad Cole, Daryl Stuermer und Chester Thompson sind ja schon "Urgesteine" in Phils Live-Karriere mit Genesis und Solo. Der Moment des Abends kam als Blumen für Chester überreicht wurden. Dieser schaute nur verdutzt. Phil kniete schließlich mit den Blumen vor dem Schlagzeug und sagte irgendwas auf Französisch mit "mariage" (Heirat). Fans die dieser Sprache mächtig sind erzählten mir nach dem Konzert das Phil sinngemäß sagte "Das habe ich Dich in all den Jahren auch noch nicht gefragt"
Tears Of A Clown: Wieder Smokey Robinson. Phil hat eine eigene Version ja 2003 schon als Single B-Seite veröffentlicht und daher war es unter den Fans wieder mehr bekannt. Nach dem Konzert waren wir froh so mal eine von Phils sehr raren B-Seiten live zu hören
Nowhere To Run
In My Lonely Room
Take Me In Your Arms (Rock Me A Little While)
Uptight (Everything's Alright): Wieder am Stück gespielt ging das Hauptset ausgelassen zuende, es standen nun alle Leute mal auf.
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Going Back: Phil gab dem Publikum zu verstehen "we only know four more songs, so we will play them now". Der Titelsong von Phils im September erscheinenden Albums war ebenfalls vorab anhörbar. Für mich ist die Version von Dusty Springfield zwar unerreicht aber die Liveversion war auch klasse. Gegen Ende stand Phil mit verschrenkten Armen vor dem Mikrofon und man merkte wie sehr er in der Nummer drin ist.
Talking About My Baby
You Can't Hurry Love: Letzteres ist ja von Phil selbst ein großer Hit und so war es nicht verwunderlich das es auch am besten ankam.
My Girl: Zum Ende noch etwas von den Temptations. Phil hat es ja auf seiner Solotour 1994 immer mal wieder gespielt und auch auf diversen kleineren Konzerten über die Jahre war es dabei. War toll das mal live von Phil, dann auch mit richtiger Besetzung, zu hören.
-- "Surprise Guest" Quincy Jones: Quincy Jones kam mit dem Begründer des Jazz Festivals Claude Nobes auf die Bühne und begann eine Art Rede. Er erinnerte sich daran wie toll es war die Phil Collins Bigband 1996 zu dirigieren und das Phil eigentlich nicht in England geboren wurde sondern im Süden von Chicago (wie Quincy selbst). Man sah Phil an das ihm das alles nahe ging und sie verabschiedeten ihn dann auch von der Bühne, redeten aber selbst noch weiter. Sie wollten Phil auch nochmal zurückbekommen, vielleicht für eine mögliche Zugabe, aber er blieb an der Seite. Irgendwie schien es auch ein eigenartiger Abschluss da die Rede irgendwann dann doch zu lang geriet. Als sie von der Bühne gingen war die Show zu Ende.
Nach dem Konzert habe ich mir mit anderen Fans in Montreux noch einen schönen Abend gemacht und auch am nächsten Morgen konnte man das super Wetter nutzen um am Genfer See die Seele ein bisschen baumeln zu lassen.
Fazit: Phil hat endlich mal das gemacht was er wollte und seine Lovesongs gekickt. Auf der letzten Tour kam er mir eher vor als spiele er sie nur weil ein paar Gelegenheitshörer sie umbedingt hören wollten, als ob das Phils beste Songs wären. Das Konzert war mit ca 100 Minuten sicher kürzer als die anderen welche ich so gesehen habe. Diese 100 Minuten haben dann aber doch mehr Spaß gemacht als ein weiterer "Greatest Hits Abklatsch" es getan hätte. Lustigerweiße war dies das einzige Konzert bisher bei dem ich es nicht vermisst habe das er Schlagzeug spielt, selbst auf der Farewell Tour als er bei eher wenig spielte schaute ich zwischendurch aufs Schlagzeug und dachte "Phil du gehörst doch dahinter!" Die Band hatte auch sichtlich Spaß an der Darbietung. Chester Thompsons Drumkit war nie kleiner, Brad Cole flog mal ein Notenzettel vom Keyboard, so macht das Spaß
Von daher bin ich froh spontan den Trip nach Montreux zu wagen. Ich freue mich aufs Album.