The Wall Arnheim, 8./9. AprilSchon wieder vier Wochen her, aber ich wollte hier doch noch was dazu schreiben
Es ist schwierig, die “The Wall”-Konzerte in Worte zu fassen. Ich kannte vorher schon Bilder und auch die sehr gute Bootleg-DVD der Auftritte aus Chicago und New York 2010. Und ich kenne die Musik seit Jahrzehnten sozusagen Note für Note. Ich liebe das Album seit Jahrzehnten, wer mit "The Wall" nichts anfangen kann, der sollte natürlich besser zu einer der Pink Floyd Cover Bands gehen (das meine ich durchaus positiv, die machen auch einen guten Job).
Aber die Show live zu erleben, ist ein wirklich berauschendes Erlebnis, eine alle Sinne überwältigende Mischung aus Bildern und Sound. „The Wall 2011" ist keine Kopie der Konzerte von 1980 und 1981, sondern eine neue Interpretation. Musikalisch hat sich nur wenig geändert im Vergleich zu dem Livealbum „Is There Anybody Out There?“. Aber Roger Waters hat den enormen technischen Fortschritt genutzt und die visuellen Effekte völlig überarbeitet.
Optische Tricks, die Anfang der 80er undenkbar waren, werden eingesetzt und auch die Schwierigkeiten mit der Lichtstärke der damaligen Projektoren sind heute kein Problem mehr. Dazu kommt ein Sound, wie ich ihn in einer großen Halle (der Gelredome ist eigentlich ein überdachtes Fußballstadion, das für die EM 2000 errichtet wurde) noch nie so perfekt erlebt habe. Ich war an gleicher Stelle schon einmal 2007 bei Springsteen und auch wenn ich den Boss als Livekünstler sehr schätze, war der Stadionsound damals dumpf und breiig. Auch Genesis haben in dieser Hinsicht ja 2007 oft grosse Probleme gehabt. Bei Waters gab es, wie gewohnt, Quadrophonie – allein der Hubschrauber bei „Happiest Days“, der wirklich quer durch die Halle zu fliegen schien, war schon fast den Eintrittspreis wert.
Neu interpretiert wird aber auch die Aussage von „The Wall“ – im Mittelpunkt der visuellen Umsetzung steht jetzt weniger der jämmerliche, kaputte Rockstar Pink und mehr der Protest gegen Gewalt und Krieg. Das scheint durchaus logisch – zur Vorgeschichte habe ich ja in meinem Wall-Blog einiges geschrieben. Seit der Entstehung des Albums 1979 ist viel passiert – England und die Wahlheimat von Roger Waters, die USA, waren an mehreren Kriegen beteiligt, insbesondere natürlich in den letzten Jahren in Afghanistan und Irak. Und auch die Isolierung des Einzelnen, der vor seinem Computer sitzt und nur noch im Internet kommuniziert und sich mit dem Kopfhörer zunehmend von der Umgebung abschottet, hat zugenommen – auf diese Dinge spielt die Show an.
Meine Fotos sind an beiden Tagen entstanden, daher die unterschiedliche Perspektive. Am ersten Abend hatte ich einen Stehplatz, fast zentral ca. 15 Meter vor der Bühne, am zweiten Abend habe ich seitlich auf der Tribüne gesessen, aber auch da war die Sicht gut und die Raumeffekte des Klangs kamen eher noch besser zur Geltung. Die Setliste ergibt sich aus dem (Live-)Album. Ich glaube, es wird zu umfangreich, wenn ich zu jedem einzelnen Song etwas schreibe. Bei manchen Songs war es auch sinnlos zu fotografieren, weil die bewegten Bilder die Kamera einfach überfordern.
http://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... Flesh4.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... inIce4.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... ickII2.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... DoNow2.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... MeNow6.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... yNumb7.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... Flesh6.jpghttp://i16.photobucket.com/albums/b15/D ... Worms5.jpgSeit Pink Floyd 1981 in Dortmund aufgetreten sind – ich war damals erst 13 Jahre alt und zu jung, um dort hinzufahren, habe ich davon geträumt, “The Wall” einmal live zu sehen. Meine Erwartungshaltung vor den Konzerten war riesengroß, aber ich bin nicht enttäuscht worden. Es war nicht nur die technisch aufwendigste Show (definitiv auch aufwendiger und genialer als z.B. die 360° Tour von U2), die ich bisher live erlebt habe, sondern ganz sicher auch eine der besten, die ich jemals sehen werde.
Noch etwas zu den Preisen - ich habe an beiden Abenden 69 € plus Vorverkauf gezahlt (insgesamt 76 Euro) - das ist deutlich weniger, als für die letzten Konzerte von Springsteen. Man kann die Auftritte überhaupt nicht vergleichen - die Konzerte von Waters und Springsteen sind jeweils genial gewesen, aber das Argument, daß Waters so teuer ist, ist in Wirklichkeit gar keins
Noch eine kleine Anekdote:
Gerade als ich am Samstag gegen 19 Uhr zum zweiten Konzert am Stadion eintraf, kam aus dem geschlossenen Eingang B Mark Lennon heraus, einer der Backgroundsänger der Band und hauptberuflich Mitglied der Gruppe VENICE. Obwohl einige tausend Leute vor dem Stadion standen, war ich scheinbar der einzige, der ihn erkannt hat. Da ich wundersamerweise auch noch einen Kugelschreiber in der Tasche hatte, bin ich zu ihm hin und habe ihn angesprochen, ob ich ein Autogramm bekomme. Er war total freundlich, hat mein Australian Pink Floyd - T-Shirt bewundert und mir viel Spass bei der Show gewünscht. Natürlich habe ich diesen historischen Augenblick auch genutzt, um ein Foto zu machen.