Ist irgendwie total an mir vorbeigegangen, hab es mir aber jetzt noch bestellt... (zusammen mit The List von Roseanne Cash)
Er ist einer der ganz Großen seiner Zunft und mittlerweile 73 Jahre alt: Jetzt legt Kris Kristofferson mit “Closer To The Bone” ein weiteres abgeklärtes Alterwerk vor.
Nach dem hoch gelobten Album “This Old Road” von 2006 legt Kris Kristofferson nun mit “Closer To The Bone” das Nachfolgewerk vor. Stimmungsmäßig ist es ein nachdenkliches, vom Tempo her langsames Album, das getragen wird von Kristoffersons schütter gewordener Stimme.
Reminiszenzen, Erinnerungen an Verstorbene, Verarbeitung von längst zurückliegendem – Kristofferson scheint hier noch einmal vieles an- und aussprechen zu wollen, solange er noch die Möglichkeit dazu hat. Es überwiegt eine Stimmung der Reflexion über den Stand der Dinge am Ende des Lebens. Kristofferson selbst sagt dazu, er möge “die Intimität dieses Albums”. Intim, sparsam sind denn auch Instrumentierung und Arrangements der 11 Songs. Kristofferson zu Seite ist sein langjähriger musikalischer Weggefährte, der im Mai verstorbene Stephen Bruton, an Gitarre und Mandoline und Back Vocals. Ihm ist das Album gewidmet. Produzent Don Was zupft den Bass, Rami Jaffe von Jakob Dylans “Wallflowers” bedient zurückhaltend das Keyboard und Drummer-Legende Jim Keltner schlägt verhalten den Takt.
“Closer To The Bone”, der Titelsong ist programmatisch für das Album. Kris drückt aus, wie viel intensiver das Leben jetzt ist. Man macht nur noch das, was einem gefällt, weiß um die Endlichkeit, ist nicht traurig, eher stoisch. Kristofferson gelingt es das Älterwerden mit viel Gelassenheit. Und so gelingen ihm auch einige weitere Songperlen auf diesem Album.
“From Here To Forever” ist ein melancholisches Lied an seine Kinder. “Good Morning John” ist seinem alten Freund Johnny Cash gewidmet. Im Text erinnert er an Cashs Suchtproblemen in dessen Anfangsjahren und würdigt, dass er dennoch seinen Weg gemacht hat und freut sich, Ihn wieder zu sehen. Das geht unter die Haut. Sister Sinead greift die Auseinandersetzungen zwischen Sinead O’Connor und dem Publikum beim Konzert zu Bob Dylans 30. Plattenjubiläum 1992 auf. Unvergessen die Szene, als er Sinead nach dem Eklat in den Arm nimmt. Und auch in diesem Song steht er hinter ihr: “And maybe she’s crazy and maybe she ain’t, but so was Picasso and so were the saints. And she’s never been partial to shackles or chains. She’s too old for breaking and too young to tame.” Kristofferson findet schöne Worte, um die eigenwillige Irin zu unterstützen. Eine Überraschung hält das Album dann auch noch bereit. Als Hidden Track trägt uns Kris sein allererstes selbst komponiertes Lied vor, das er im Alter von 11 Jahren geschrieben hat. Titel: “I Hate Your Ugly Face”!
Fazit: Dass neben den Song-Highlights das eine oder andere Lied abfällt, stört nicht den Gesamteindruck. Hier zeigt uns einer, dass er sich immer noch bestens auf das Lieder machen und musizieren versteht. Und tatsächlich geht Kristofferson auch noch mal auf Tour, kommt auch nach Europa, doch leider nicht nach Deutschland. Aber in der Form, in die er sich momentan befindet, ist ein Wiedersehen nun wirklich alles andere als ausgeschlossen.
Quelle:
http://www.country.de/2009/10/05/kris-kristofferson-closer-to-the-bone/Erst jetzt, bei seinem zweiten Album im Stil des späten Johnny Cash, traut sich der 73-jährige Countrybarde Kris Kristofferson den kompletten Arrangementstriptease zu. Vielleicht hat ihm Produzent Don Was auch einfach alles verboten außer Gitarre und Harmonika. Und da sitzt er nun und zupft und krächzt und raunt mit der erschöpften Rauheit eines Silberrückens seine späten Lieder. Er greift sogar seine Tradition musikalischer Biografien wieder auf, die ihren Höhepunkt einst im Johnny-Cash-Porträt "The Pilgrim" fand. Auch diesmal ("Good Morning John") singt er über jenen Mann, der ihn einst entdeckte und ihm die ästhetische Form für dieses Album vermachte. Doch geschliffene Verse wie "He's a walking contradiction/and a problem when he's stoned" schüttelt Kristofferson nicht mehr aus dem Ärmel. Rührend dennoch, wie er Sinead O'Connor würdigt, der er einst beistand, als sie im Madison Square Garden vom Publikum wegen einer Papstkritik am Tag zuvor von der Bühne gebuht wurde. "Maybe she's crazy and maybe she ain't/But so was Picasso and so were the saints", hebt er sie auf einen Sockel - und wird fast ein wenig anzüglich, wenn er singt: "too old for breakin' and too young to tame". Melodisch erinnern viele Songs an Wiegenlieder, und so nah wie ein Großvater, der auf dem Bettrand sitzt und eine Gutenachtgeschichte vorliest, hat Don Was die Stimme dieses großen alten Mannes auch abgemischt. Wir hören jede Unsauberkeit, jedes Knötchen auf den Stimmbändern. Ein weiteres würdiges Alterswerk, dessen Songs und Atmosphäre noch lange nachhallen. Nicht zuletzt, weil der erste Song, den er mit elf schrieb, das Album beschließt. "I hate your ugly face", schimpft da der kleine Kris mit der Stimme des alten. Rührend. (mw)
http://www.kulturnews.deDie Meldung kommt für mich gerade völlig überraschend und freut mich daher umso mehr: Bereits am 2. Oktober 2009 erschien das Nachfolgealbum von "This Old Road" "Closer To The Bone" (dieses Mal auch direkt als 180 Gramm Vinyl erhältlich)!
Die gleichnamige Single kann man auf kriskristofferson.com bereits vorhören. Musikalisch scheint er nahtlos an den Vorgänger anzuschließen: Reduzierte Instrumentierung mit Akustikgitarren und Harp, dazu Kris' unverstellter Gesang.
"Good Morning John" ist wohl ein bisher unveröffentlichtes Überbleibsel aus den 70ern und handelt von Johnny Cash.
1. Closer To The Bone 2:32
2. From Here To Forever 3:32
3. Holy Woman 2:29
4. Starlight And Stone 3:46
5. Sister Sinead 2:20
6. Hall Of Angels 3:59
7. Love Don t Live Here Anymore 2:01
8. Good Morning John 2:50
9. Tell Me One More Time 2:39
10. Let The Walls Come Down 2:41
11. The Wonder 2:53
Zusatz-CD mit Liveaufnahmen