Bruce Springsteen Forum

Disk: 1
1. Suicidio D'Amore
02. Mosca Cieca
03. Possiamo Sempre
04. Pazienza
05. Sei Nell'Anima
06. Dolente Pia
07. Radio Baccano
08. Io Senza Te
09. Scandalo
10. Mura Mura
11. Meravigliosa Creatura
12. America
13. Revolution
14. California/Sola Con La Vela
Disk: 2
01. Meravigliosa Creatura
02. Io
03. Fotoromanza
04. Ragazzo Dell'Europa
05. Profumo
06. Bello E Impossibile
07. Latin Lover
08. I Maschi
09. Aria
10. Amandoti
11. Elisir
12. Notti Senza Cuore
13. Alla Fine
14. Un Desiderio
15. Una Luce
Disk: 3 (nur Tour Edition)
01. Un Giorno Disumano
02. Dea
03. Hold The Moon
04. Notti Senza Cuore
05. Possiamo Sempre

Gianna Nannini mit «Giannabest» unterwegs

Hamburg (dpa) - Ihr Markenzeichen ist die Stimme: Leicht krächzend, rauchig, als hätte man ihr mit Sandpapier den Rachen geschmirgelt - und manchmal doch weich und ungeheuer kraftvoll.

Gianna Nannini hat sich mit Hits wie «Latin Lover» und «Bello E Impossibile» seit Jahrzehnten weit über die Grenzen Italiens hinaus einen Namen gemacht. Besonders in Deutschland hat die toskanische Rockröhre zahlreiche Fans. Jetzt rockt sie in sechs Fußball-Arenen im Vorprogramm von Bon Jovi und hat dabei ihr 2-CD-Best-Of-Album «Giannabest» im Gepäck. Der Auftakt in Gelsenkirchen (22.05.) war allerdings noch etwas mühsam. Lediglich bei einigen Klassikern kam so etwas wie Stimmung auf.

Diese sorgen geballt auch für Stimmung auf «Giannabest»: Neben ihrer Hymne auf die Männer «I Maschi», «Fotoromanza» oder dem großartigen Liebeslied «Meravigliosa Creatura» sind mit «Suicidio d’Amore», «Pazienza» und «Mosca Cieca» auch drei neue - ziemlich dunkle und beröhrende - Songs dabei.

Auf der Bühne ist die Sängerin mit den strähnigen Haaren und dem uneitlen Auftreten ein echtes Kraftpaket. Sie wirbelt herum, klettert auf Gerüste, gibt immer alles. Nannini ist engagiert, sie sagt, was sie denkt: Früher, da machte sie auch durch politische Aktionen Schlagzeilen. So etwa 1995, als sie auf einen Balkon der französischen Botschaft in Rom kletterte und dort ein spontanes Konzert gab, um gegen die Atomexperimente vor dem Pazifikatoll Mururoa zu protestieren.

Zornig wirkte sie, als sie da wie David gegen Goliath für eine bessere Welt kämpfte. «Aber den Zorn habe ich beiseite gelegt, er ist unproduktiv. Klar, Kriege machen mich wütend, aber ich werde sie nicht durch Zorn abschaffen», meint sie heute.

1956 in Siena geboren, verlässt die rebellische Gianna nach dem Abitur mit 18 Jahren das Elternhaus. Sie studiert Klavier am Konservatorium von Lucca und geht später nach Mailand, wo sie ein Philosophiestudium aufnimmt und in Clubs und Kneipen auftritt. Nach ihrem introvertierten Debütalbum «Gianna Nannini» entdeckt sie in den USA den Rock. Auf der Scheibe «California» kommt Nannini 1979 erstmals mit dem ihr eigen gewordenen rockigen Sound daher - und schafft im In- und Ausland den Durchbruch. Dabei sorgte sie in ihrem Heimatland mit der Single-Auskopplung «America» zunächst mal für einen Skandal - freimütig sang die gerade mal 23-Jährige da schon von Selbstbefriedigung.I

Nachdem sie im Jahr 2000 den Soundtrack zu einer Verfilmung von Michael Endes Geschichte «Momo» geschrieben hatte, setzte sie 2002 mit dem Album «Aria» zum ersten Mal mehr auf symphonische Elemente und elektronische Klänge. Mit dem Album und der Tour «Perle» wagte sie zwei Jahre später erneut einen neuen Sound. Vier Streicher, zwei Konzertflügel und Nanninis Reibeisenstimme - «verwegen», nannte das ein Kritiker. Dennoch: Die alten Songs in neuer, klassischer Fassung hatten Erfolg - bei der Europatournee 2004 überzeugte sie ihre Fans.

Mit «Grazie» (2006) schaffte sie in Italien prompt den Sprung auf die Nummer 1. «Gianna Nannini in Reinkultur», schwärmte ein Fan. «Sie hat hier auf ein Neues bewiesen, das sie einfach in keine Schublade gepackt werden kann.» Zuletzt erschien von ihr die Rock-Oper «Pia – Come La Canto Io».

Die leidenschaftliche Musikerin hat auch in Zukunft noch viel vor. Mit wie viel Kraft und Willen sie durchs Leben geht, zeigte sie auch 1994, als sie nach 18 Jahren in Siena ihr Philosophiestudium wieder aufnahm und mit Bestnote abschloss. Und auch wenn mittlerweile elektronische Klänge manchmal die Rock-Gitarre ersetzen - Gianna Nannini bleibt immer die Alte: «Ich bin mir selbst treu geblieben. Meine Stimme ist mein Markenzeichen, da hat sich nichts geändert.»
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/27820

CD Kritik: Giannabest von Gianna Nannini

Italien ist eines der Lieblingsziele, wenn die Deutschen in Urlaub fahren. Mit Italomusik ist das anders. Man hört sie ganz gerne im Ristorante an einer Piazza oder in einer italienischen Discoteca. Zu Hause aber blieben die Stars aus dem Urlaub doch irgendwie immer eine Randerscheinung - von Eros Ramazotti und Zucchero einmal abgesehen. Das sollte sich ändern. Denn Gianna Nannini, die Legende mit der Reibeisenstimme und dem markanten Auftreten, haucht dem Italorock wieder Leben ein, und das ausgerechnet mit einem Best-Of-Album. Auf dem sind aber ungewöhnlich viele junge Hits zu hören.

Gianna Nannini ist eben eine lebende Legende, die in ihrer Heimat heute wie damals gefeiert wird. In Italien war 'Giannabest' ein Weihnachtsgeschenk, das pünktlich zum Fest in den Läden lag und heimische Konkurrenten wie Jovanotti, Andrea Bocelli und Eros Ramazotti in den Top Ten gnadenlos abhängte. Hierzulande erscheint die geballte Ladung weiblicher Machismo aus Italien rechtzeitig, um die Gelateria-Theken zu beschallen, die Pizzeria-Terrassen oder einfach den eigenen Balkon bei ein oder zwei Gläsern Chianti.

Das war so nicht geplant. Ursprünglich sollte 'Giannabest' hierzulande den Herbst ein wenig sonniger gestalten. Doch die Ikone tritt bereits im Sommer auf deutschen Bühnen auf und das mit niemand Geringerem als Bon Jovi. Eine ungewöhnliche Mischung? Nun, immerhin hat Gianna Nannini in den USA Bekanntschaft mit dem Rock gemacht und von ihrem Trip ein Stück 'California' mitgebracht.

Bescheidenheit ist bei einer lebenden Legende nicht angebracht, und so kommt 'Giannabest' gleich im Dreierpack - das Beste von 'La Giannissima' auf drei CDs. Wer zu jenen gehört, die die Toskanaroute zwar im Navigationssystem gespeichert haben, die Musik aber lieber aus dem CD-Player verbannen, weil sie womöglich nichts anderes kennen als Ramazottischen Edel-Schmalz, der ein wenig wie geschmolzenes Gelato klebt, denen sei gesagt: Gianna Nanninis rauchige, kratzende Stimme entzieht auch den poppigsten und schnulzigsten Songs das Fett. Übrig bleibt klarer, rauer Rockpop made in Italy.

Alte Gassenhauer wie 'Fotoromanza', 'I Maschi', 'Latin Lover' und 'Bello E Impossibile' dürfen nicht fehlen. Eine Besonderheit versteckt sich am Ende des ersten Albums. Der Hidden Track 'Sola Con La Vela' ist Gianna Nanninis erstes Lied überhaupt. Den Song, in dem sie ihren ersten Liebeskummer verarbeitete, schrieb sie im Teenageralter. Auch drei neue Songs gibt es auf der ersten CD. Während sich 'Suicidio d'Amore' und 'Pazienza' eher mit den Tiefen der Liebe befassen, widmet Gianna Nannini 'Mosca Cieca' der 2006 ermordeten oppositionellen Journalistin und Menschenrechtlerin Anna Politkowskaja.

Politisch, unangepasst und immer wieder überraschend - Gianna Nannini war schon immer für einen 'Scandalo' gut.
Quelle: http://www.monstersandcritics.de/artike ... na-Nannini