Ich hatte mich sehr kurzfristig dafür entschieden, zur Live Music Hall zu fahren. Zum einen wegen meiner ungewissen Freizeitplanung, zum anderen aber auch, weil ich bei den Hörproben teilweise den Eindruck hatte, dass es mir etwas zu folklastig ausfallen könnte. Letzten Endes gab mein Interesse ein paar Songs vom neuen Album von den Horrible Crowes "Elsie" zu hören den Ausschlag mein Glück zu versuchen und vor der Halle noch eine Karte für das restlos ausverkaufte Konzert zu ergattern. 10 Minuten vor 20 Uhr und somit dem Beginn hatte ich das Glück jemanden zu finden, der mir ein Ticket zum Orginalpreis verkaufte, da seine Frau kurzfristig nicht mitkommen konnte (Stefan, falls du das irgendwo liest: Danke nochmal
). Also schnell rein in die Halle, Bier geholt und meinem Verkäufer eins ausgegeben, Jacke wegbringen und schon ging das Konzert los.
Die Halle war wirklich ausverkauft und es war sehr, sehr voll, so dass ich leider im hinteren Drittel bleiben musste. Dies stellte sich später noch als Nachteil heraus... Zu Beginn der Show kamen alle Musiker zusammen auf die Bühne. Klar, meine Augenmerk lag zugegebenermaßen zumeist auf Brian, da er neben Chuck Ragan und Jon Gaunt, die ich beide mal als Support gesehen hatte, der einzige war, den ich bisher musikalisch verfolgt hatte. Brian war am Anfang des Abends sehr zurückhaltend und wirkte "über-konzentriert". Alle anderen Musikern war der Spaß auf der Bühne deutlich mehr anzusehen. Das Konzert war nach dem gemeinsamen Beginn so aufgeteilt, dass erst Dave Hause, anschließend Chuck Ragan, Dan Adriano, Brian Fallon und am Ende wieder alle zusammen auf der Bühne standen.
Dave Hause überzeugte mich auf Anhieb. Er bot seine Akkustikstücke voller Energie und Überzeugung dar. Wie bei allen anderen kamen ab und zu die anderen Jungs auf die Bühne um ihn musikalisch zu unterstützen. Bei Dave merkte man komischerweise irgendwie, dass viele Stücke keinen reinen Folk-Ursprung hatten, sondern aus der Punk-Rock-Schiene kommen (und das obwohl ich wie gesagt, ihn vorher überhaupt noch nie gehört hat). Sehr sympathisch und kurzweilig. Werde in Zukunft sicher mal in ein paar seiner Platten reinhören.
Als nächstes war dann Chuck Ragan dran, der der zweitbekannteste von den Jungs ist. Hier merkte man, dass er am meisten von allen an den Wurzeln amerikanischer Musik anhängt, da bei ihm durchgängig Contrabass und Geige mit von der Partie waren. Sicher der Sänger mit der kräftigsten Stimme des Abends, der seine Songs wirklich lebt und wirklich jedem Zuschauer das Gefühl gibt, dass er wirklich alles genauso meint, was er da singt.
Dan Adriano hatte dann den schwersten Stand der Musiker und die meiste Mühe, das Publikum in die Show einzubinden. Musikalisch sicherlich nicht schlecht, aber der Funke sprang nicht wirklich rüber. Dies lag auch daran, dass ein Großteil des Publikums wegen Brian da war und mittlerweile etwas ungeduldig wurde. Ein Großteil hatte wohl nicht mit einer Show, die eine solche musikalische Richtung verfolgt gerechnet. Im hinteren Teil des Publikums wurden dementsprechend leider auch viele Privatgespräche geführt, was natürlich bei einer Akkustik-Show extrem störend ist.
Nach Dan war dann Brian dann und er kam glücklicherweise viel lockerer als zu Beginn der Show rüber. Er performte ingesamt drei Horrible Crowes Songs zusammen mit Ian Perkins und dann noch eine Reihe von Gaslight Songs. Es war großartig und er war auch sehr gesprächig. Da kam einige Male der richtige Showman raus. Wenn der Junge in Zukunft einen klaren Kopf behält, werden TGA verdammt große Songs schreiben.
Das Finish mit allen zusammen auf der Bühne steigerte die Stimmung zum Ende nochmals und sorgte für einen gelungenen Abschluss des Abends. Wenn die Combo mal wieder auf Tour kommen sollte, bin ich dabei – dann mit einem hoffentlich toleranteren und besseren Publikum.