Queen-Beben lässt München erzittern
Brian May, Roger Taylor und Mercury-Nachfolger Paul Rodgers zelebrieren die gute alte Rock-Zeit
München - The show must go on - diesen Hit hat Queen-Sänger Freddie Mercury auf Platte gesungen, aber nie live zelebriert. Fast 14 Jahre nach seinem Aids-Tod holte dies nun ein anderer Sänger nach: Paul Rodgers, den Mercury selbst noch gekannt und laut Gitarrist Brian May auch sehr geschätzt hat. Und der frühere Sänger der Bands Free und Bad Company machte seinen neuen Job am Donnerstagabend in der ausverkauften Münchener Olympiahalle sehr gut. Es war laut, es rockte, krachte und schepperte, es war ein Queen-Beben, wie es nur Mays einmaliger Gitarrensound, Roger Taylors donnerndes Schlagzeug und der unverwüstliche Song-Katalog dieser Band erzeugen können.
May hatte schon vor der Tour die Devise ausgegeben, die Leute sollten doch einfach um des Spaßes willen kommen. Von den ersten Takten von "Tie Your Mother Down" an ließen die zwei aktiven Mitglieder der Queen-Originalbesetzung, Paul Rodgers und die wackeren Begleitmusiker an Bass, Rhythmusgitarre und Keyboards keinen Zweifel daran, dass dieser Abend all jenen gewidmet war, die immer noch alles wollen: "Fat Bottom Girls", "This Thing Called Love", "A Kind Of Magic" und - mit Videoeinspielungen Mercurys - "Bohemian Rhapsody". Schon in der Zugabe der zweistündigen Show dann "We Will Rock You", "We are the Champions" und Rodgers' unverwüstlicher Rock-Klassiker "All Right Now".
Am Anfang versichert May, dass ohne die wundersame Begegnung der drei bei einer britischen Show im vergangenen September es keine Queen-Tournee 19 Jahre nach der letzten mit Mercury gegeben hätte. All die Jahre hatten May und Taylor ein Queen-Comeback höchstens nicht ausgeschlossen, aber weder George Michael noch den Jungspund Robbie Williams für geeignet befunden, Freddies Platz einzunehmen.
Und Rodgers versucht gar nicht erst, Mercury zu imitieren. Zwar wirbelt auch er mit dem Mikrofonständer umher, aber bei ihm wirkt und klingt alles etwas erdiger und mehr nach Blues. Bei "Can't Get Enough Of Your Love" zollen May und Taylor Bad Company gehörigen Tribut. "All Right Now" wird zu einem Höhepunkt, bei dem Rodgers May selbstbewusst vor dem Solo auffordert: "Take the people higher."
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Taylor und May stellen sich auch solo dem Publikum, in dem altersmäßig gut durchmischt alle Champions von A-Jugend bis Senioren vertreten sind. Taylor singt eine relativ neue Komposition zu Ehren Nelson Mandelas und seines Kampfes gegen Aids: "Say It Isn't So". May erzählt, dass er sich selbst immer wieder zwicken müsse, um sicher zu sein, wirklich in einem Queen-Konzert auf der Bühne zu stehen: "Ihr habt den Queen-Geist 19 Jahre weiterleben lassen - Danke!" Und spielt dann im leisesten Teil des Konzerts zur akustischen Gitarre "Love Of My Life" als "Lied für Freddie". Dann leitet er in eine zunächst verhaltene Version von "Hammer To Fall" über, bevor die Band mit voller Wucht einfällt. "Waiting for the hammer to fall" heißt es im Text - im Konzert wird daraus ein besonderer Tribut an das treue Publikum.
Es folgt ein exzellentes Schlagzeugsolo von Taylor zum Instrumental-Klassiker "Wiped Out", bevor May ein unglaubliches Gitarrensolo hinlegt. In Taylors "Days Of Our Lifes" ist Mercury wieder auf der Videoleinwand. "I Want To Break Free" und "Radio Gaga" gehörten ebenfalls zum Programm. Die Musik von Queen hat einen unvergänglichen Zauber, auch wenn sie nicht mehr von Freddie Mercury gesungen werden kann. Musik muss auch gespielt werden, um zu leben, und dem scheinen sich die finanziell nun wirklich nach dem Verkauf von 150 Millionen Tonträgern unabhängigen May und Taylor verschrieben zu haben. Ein Queen-Konzert mit den beiden plus Rodgers ist und bleibt eine perfekte Rock-Show. Was fehlt, sind ein paar neue Songs der drei - ob nun unter dem Namen Queen oder wie auch immer.
Tourdaten: Nach der ausverkauften Hallentournee treten Queen am 06.07. zusätzlich im Kölner RheinEnergieStadion auf.
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