Hier meine Amazon-Rezension zum neuen John Mellencamp-Album Plain Spoken:
Bewertung: 5 Sterne
Nach den letzten John Mellencamp-Alben war ich schon einigermaßen enttäuscht als es hieß, das neue Album Plain Spoken würde wieder ein Roots-Folk-Album werden, hatte JM zulketzt doch angekündigt, endlich mal wieder ein Rock-Album aufnehmen zu wollen. Jetzt, nachdem ich das Album seit Freitag quasi in Dauerrotation höre muss ich sagen, dass ich außerordentlich positiv überrascht bin und erfreut feststellen kann, dass Plain Spoken das beste JM-Album seit Whenever We Wanted und vor allem das mit Abstand beste der bisherigen Folk-Alben geworden ist. Wiederum sehr rootsig und trocken produziert von T-Bone-Burnett kann man die 10 Songs und das mit 43:45 Minuten lange Album wunderbar in einem Rutsch durchhören. Es gibt keinen einzigen Skip-Song und lange nicht mehr hat Mellencamp so schöne Melodien komponiert wie auf Plain Spoken. Einzig die Stimme von Mellencamp ist schon arg angegriffen. Ich frage mich, wie viele Ziigarettenpackungen man am Tag rauchen muss, um solch eine verrauchte Stimme zu bekommen. Dann wiederum passt diese Stimme zu dieser Art Musik wunderbar.
Es geht mit dem sehr schönen Troubled Man los. Die akustischen Gitarren von den langjährigen Gefährten Mike Wanchic und Andy York leiten den Song wunderschön ein, bevor das Schlagzeug von Dane Clark hinzukommt, später dann die Violine von Miriam Sturm. Es entwickelte sich das erste Highlight des Albums.
Sometimes There's God hat einen unwiderstehlichen Refrain, die Lyrics sind etwas einfach: "Sometimes There is God, sometimes there's just not". Na ja, dennoch ein sehr schöner Song.
Das nächste Highlight kommt mit The Isolation of Mister, das gerade zu Beginn an das großartige A Ride Back Home vom Album Life, Death, Love and Freedom erinnert. Vom Text her könnte man meinen, JM beschreibt darin sich selbst, denn er soll ja nicht gerade ein Mensch sein, mit dem es sich lange aushalten lässt. Großartiger Song!
Sehr folkig kommt The Company of Cowards daher, erinnert fast ein wenig an Jackie Brown, toll!
Verschiedenen Foren zufolge soll Tears in Vain der vielleicht beste Song auf Plain Spoken sein. In der Tat handelt es sich um den nächsten wunderbaren Song, in dem auch meinen Ohren nach erstmals eine E-Gitarre zum Einsatz kommt. Hätte auch gut auf Big Daddy gepasst.
Mit The Brass Ring kommt mein persönlicher Lieblingssong. Ein Midtemposong, wie er schöner kaum sein könnte, mit einem schönen Text, der eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt und fast nostalgisch daherkommt, wie seinerzeit Cherry Bomb oder Theo and Weird Henry. So wünsche ich mir den folkigen John Mellencamp! Großartig, fantastischer Song!
Auch Freedom of Speach, das mit der Violine eingeleitet wird, reiht sich nahtlos ein in dieses Album. Erinnert etwas an To Washington. Akustisch gehaltener Folksong, besteht fast nur aus akustischer Gitarre und Violine und wiederum einer sehr schönen Melodie.
Blue Charlotte hat mit Look away, Look away ... wieder so einen unwiderstehlichen Chorus, der nicht mehr aus dem Ohr gehen will.
Kurz vor Schluss: The Courtesy of Kings, könnte glatt ein Song von Bob Dylan von dessen Meisterwerk Blood on the Tracks sein. Wahnsinnssong!
Mit dem bluesigen Lawless Times endet Plain Spoken. Musikalisch fällt dieser Song etwas aus dem ansonsten recht folkigen Rahmen des Album, ohne qualitätsmäßig abzufallen. Toller Abschluss eines großartigen Albums.
Für mich das bisher beste Album des Jahres, das ich John Mellencamp nicht (mehr) ansatzweise zugetraut hätte. Haben mich die letzten Folkalben nur in Teilen überzeugt, ist Plain Spoken ein durchgehender Genuss. Mit diesem Album im Gepäck würde ich mir sogar doch wieder sehr gerne ein Konzert ansehen, obwohl ich nach dem letzten Konzert von ihm in 2010 (oder war es 2011?) doch etwas enttäuscht war. Könnte da sogar auf seine alten Hits aus den 80ern verzichten.
Kleine "trashige" Randnotiz: Das Cover-Foto stammt noch von Meg Ryan, mit der Mellencamp ja einige Jahre liiert war. Erst kürzlich haben sich die beiden getrennt.