1984boy hat geschrieben:
Ob er überbewertet wird, möchte ich nicht beurteilen. Aber ich finde an Bob Dylan so cool, dass er selbst bescheiden geblieben ist und dem Medienrummel so gut wie es ging den Rücken zukehrte. Als er von einem Reporter gefragt wurde, ob er eine bedeutende Philosophie für die Welt habe, antwortete er: "Spinnen Sie? Die Welt braucht mich nicht. Jesses, ich bin nur einsfünfundsiebzig groß. Die Welt könnte ohne mich prima zurecht kommen. Falls Sie es nicht wissen: Jeder stirbt. Es ist egal, für wie bedeutend sie sich halten. Schauen Sie sich Shakespeare an, Napoleon, Edgar Allan Poe, was das angeht. Die sind alle tot. Stimmt´s?" Also, ich finde diese Antwort sehr cool. Und seine Musik ist auch nicht schlecht.
Ich denke, dass ihm der Hype um seine Person und seine Aussagen irgendwann zuwider war. Ab da hat er endgültig nur noch das gemacht, was jeder Künstler tun können sollte: seine Kunst ausleben, seinen Eingebungen folgen.
Mir fällt ein Interview mit dem Rolling Stone vor ein paar Jahren ein. Da hat er erzählt, dass er manchmal nachts (!) allein (!) im Kapuzenpulli (!) die Häuser aufsucht, in denen Musiker gewohnt hatten, die ihm was bedeuten oder die er interessant findet. In einer bestimmten Kleinstadt in New Jersey wollte er wohl das Haus aufsuchen, in dem Bruce als junger Mann lebte und weil er nachts (!) allein (!) im Kapuzenpulli (!) und zu Fuß oberverdächtig!) unterwegs war, wurde er prompt von der Polizei aufgehalten.
Bob Dylan mag eigen sein, aber ein Wichtigtuer ist er eher nicht. Und beim oben erwähnten Konzert in Augsburg lächelte er ganz leicht Richtung Publikum, wie ein Bub, der sich über die Anerkennung ehrlich freut.