Tja, diesmal werden es bei mir keine Top 40, wie sonst. Der Grund? Vieles war 2015 so mittelmäßig, einiges auch richtig schlecht. Also, hier sind meine Top 30 und meine Enttäuschungen:
1. Jason Isbell – Something More Than Free Meine Herren, der Kerl hat einen Lauf. Seit seinem Solo-Debut hat er stets noch einen drauf gesetzt. Dass das nach seinem hervorragenden Album „Southeastern“ – ein Album für die einsame Insel -gelingen würde, habe ich nicht erwartet. Überholen kann Isbell nicht, aber er fährt daneben. Je nach Lust und Laune liegt ein Album eine Nasenlänge vorne. Die Songs sind erneut eher ruhig, die Instrumentierung zurückhaltend, aber dennoch vollständig. Es gibt meines Erachtens derzeit keinen besseren Songwriter. Auch als Performer ist Isbell freilich großartig. Es wird Zeit, dass ihm endlich der Erfolg zuteil wird, der ihm gebührt.
2. Rhiannon Giddens – Tomorrow is my turn Eigentlich habe ich das Album gekauft, weil T Bone Burnett als Produzent aufgeführt war. Und dieser Mann hat mir schon einige herrliche Tonträger in meiner Plattensammlung beschert. Nun trifft es sich, dass Rhianna Giddens eine unglaublich intensive Sängerin ist. Eigentlich benötigt man gar keine Sprachkenntnisse. Ihr gelingt es in einer Art Stimmungen zu vermitteln, wie es kaum jemand kann. Stilistisch lässt sich das Album nur zeitlich einordnen. Irgendwo zwischen den 50ern und 60ern Jahren angesiedelt (wobei dies herrlich mit der Neuzeit in Einklang zu bringen ist: „Black is the color“) ist es voll mit klassischen amerikanischen Musikrichtungen gespickt: Blues, Folk, Country, Rockabilly, Soul – alles vorhanden. Ganz großes Kino!
3. JJ Grey & Mofro – Ol‘ Glory Zunächst fällt auf, dass JJ Grey die Bläsersektion ausgetauscht hat (mit Ausnahme eines Songs). Tatsächlich wirken die neuen Mitstreiter (nur auf den ersten Blick) glatter, was auch daran liegen mag, das das aktuelle Album sich anfänglich durchaus von dem gewohnten und liebgewonnenen Sound entfernt. Alles wirkt produzierter und durchaus massentauglicher. Auch JJs Stimme wirkt verändert. Mit Turn Loose kehrt Grey zur alten Atmosphäre zurück, um sodann zu zeigen, was man erhalten hat, nämlich das abwechslungsreichste JJ Grey & Mofro-Album seit Beginn an. Wo JJ Greys Stimme anfangs verändert wirkte, hat er lediglich eine neue Stimmfarbe gezeigt. Nach dem hervorragenden „This River“ ein würdiger Nachfolger.
4. Widespread Panic – Street Dogs Studio-CDs sind bei WP so eine Sache, kann sich die Jam Band hier offenbar nicht ausreichend austoben. So reichen Sie von wirklich gut bis mäßig. Nun aber scheint man den richtigen Ton gefunden zu haben. Vielleicht liegt’s am neuen Drummer Duane Trucks und der damit einhergehenden Verjüngung, vielleicht auch an einer neuen Leichtigkeit – keine Ahnung. Auf jeden Fall liefern die Herren hier hervorragendes Material in hervorragendem Gewand ab. So kann es weiter gehen!
5. The Delta Saints – Bones Wow, gewaltig, was die Jungs da abliefern. Der Vorgänger war bereits hervorragend, doch die Delta Saints konnten sich nochmals steigern – und wie. Irgendwie zwischen Southern Rock, Blues, Psych und was weiß ich noch angesiedelt, entwickelt sich ein höchst ungewöhnlicher Sound, der fesselt und den durchweg großartigen Songs eine perfekte Bühne bereitet, Apropos Bühne: Die Songs folgen oft Schlag auf Schlag, keine Pausen, kein Verschnaufen. Dadurch erhält das Album eine ganz eigene Atmosphäre und Dynamik.
6. Eric Bibb and JJ Milteau – Lead Belly’s Gold Es gelingt Eric Bibb einfach nicht, ein schlechtes Album zu produzieren. Jetzt hat er sich mit einem Meister der Harp zusammengetan und präsentiert mit ihm Songs von Lead Belly, Songs die Lead Belly interpretiert hat und zwei eigene Songs im „Gedenken“ an Lead Belly. Zum Teil live, zum Teil im Studio eingespielt entfaltet sich ein großartiges und großartig aufgenommenes Folk-Blues-Album, das von Bibbs warmer Stimme, seinem Gitarrenspiel, den Songs und vor allem von Milteaus großartiger Mundharmonika. Letztere lässt Milteau in ungeahnten Klangformen erklingen. Zum Genießen!
7. Dawes – All Your Favorite Bands Durch den Vorgänger „Stories Don’t End“ lag die Latte verdammt hoch. Übertroffen haben sie sich nicht, aber auch das aktuelle Album kann mit dem wirklich hohen Niveau mithalten. Vielleicht etwas lauter, aber dennoch mit einem durchgängig hohen Gespür für Melodien und Harmonien unterhalten die Dawes mit hervorragendem Americana. Das nächste Album wird wieder ohne vorherigen Hördurchgang gekauft.
8. Mike Zito – Keep coming back Frisch bei der Royal Southern Brotherhood ausgestiegen (in deren dann doch zu enges Korsett er ohnehin nie gepasst hat), zeigt Mike Zito, dass für ihn Genregrenzen nicht mehr existieren. Von lupenreinem Rock’n’Roll über Blues Rock bis zu feinstem Alt.Country bedient er alles. Andere hätten daraus eine krude und unmotiviert wirkende Mixtur abgeliefert. Anders Zito: Hier passt alles. Das Album wirkt rund und macht einfach Spaß.
9. Vintage Trouble – 1 Hopeful Road Beginnen wir mit dem Negativen: Don Was bemüht sich redlich, den einst so eigenständigen, rohen Stil der Jungs glattzubügeln und zugleich die Loudness-Regler ordentlich aufzudrehen. Beinahe gelingt es ihm, allerdings sind a) die Songs zu gut, b) Ty Taylor schlicht herausragend und c) die Jungs einfach eine Macht im rockigen Soul- und R&B-Sektor. Dennoch: Ich will Don Was bei denen nie mehr sehen!
10. Dom Flemons – Prospect Hill Durch Rhiannon Giddens habe ich die American String Band Carolina Chocolate Drops entdeckt, in denen wiederum Dom Flemons auftauchte. Flemons bleibt dem Folk und dem String-Band-Stil im Wesentlichen treu, verfeinert das Konzept noch durch seine eigene Note und präsentiert ein höchst spannendes Folk-Album, welches es wert ist, gehört zu werden.
11. Europe – War of Kings Nach dem Mega-Erfolg „The Final Countdown“ nebst dazugehörigem Album, dem sehr guten Nachfolger „Out of this World“ folgt der künstlerische Tiefschlag „Prisoners in Paradise“, bei dem ich mich von Europe verabschiedet habe. Das Comeback der 00-er Jahre „Start from the dark“ habe ich links liegen lassen und bin erst mit „Last look at Eden“ wieder eingestiegen (schon gut). Dann kam „Bag of Bones“ (besser) und jetzt das aktuelle Werk. Das ist großartig. Musikalisch erinnert es eher an die Anfänge als an die Riesenhits. Allerdings sind die Keyboards im Wesentlichen John Norums Gitarre gewichen, der sie deutlich abwechslungsreicher als damals bedient. So klingen Europe hart und kompromisslos – gut so!
12. Walter Trout – Battle Scars Walter Trout ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Nach überstandener Lebertransplantation meldet er sich nun zurück – und wie. Hat mir bereits sein letztes, mit buchstäblich letzter Kraft aufgenommenes Album begeistert, zeigt Trout nun, wie viel Kraft (wieder) in ihm steckt. Satter Blues-Rock in einer zwingenden Art gespielt, wie dies lange nicht der Fall war. Druckvoll, auf den Punkt, konzentriert auf Trouts Gitarre. Dazu seine direkten, nicht besonders versteckten Texte über seine Angst und sein Überleben. So kann es weitergehen – hoffentlich noch viele Jahre und Alben.
13. Uncle Lucius – The Light Was haben wir hier? Ein breites Rock-Fundament mit klarem Southern-Einschlag, dazu alles was zu handgemachter Americana dazugehört, Soul, Blues, Alt.Country, etc. Stilistisch weitaus breiter aufgestellt als der Vorgänger, entwickeln sich Uncle Lucius erfreulich weiter. Bleibt zu hoffen, dass es jemand mitbekommt…
14. Warren Haynes (feat. Railroad Earth) – Ashes & Dust Wer hier Gov’t Mule erwartet, wird bitter enttäuscht. Erneut erweitert Haynes sein Spektrum, war es auf dem letzten Solo-Album der Soul (der jedoch immernoch einigermaßen mule-beeinflusst war), ist es jetzt der Folk mit Anleihen in Americana-Gefilde. Dieses Abenteuer jedoch gelingt deutlich konsequenter, was insbesondere auch an der Begleitband (Railroad Earth) liegen dürfte. Haynes selbst zieht sich auf seinen Gesang und die akustische Gitarre sowie eine eher schlank gespielte Slide-Gitarre zurück. So gelingt ein stimmiges und großartiges Album. Dass er im Begleittext bereits die Fortsetzung dieses Projektes anzukündigen scheint, freut mich ungemein (auch wenn er Gov’t Mule keinesfalls fallen lassen DARF!)
15. Mike Andersen – Home Wow, da muss erst einer aus Skandinavien daherkommen, um eine Mischung aus Blues und Soul zu einem modernen Gemisch zusammenzurühren. Sicherlich, die hier und da eingestreuten Drum Loops mögen gewöhnungsbedürftig klingen. Hört man jedoch mit offenen Ohren zu, erschließt sich nicht nur das Gesamtkonzept sondern man wird auch auf Andersens Reise mitgenommen. Super!
16. Sonny Landreth – Bound by the Blues Landreth ist ein Könner der Slide-Gitarre, sein Stil großartig und songdienlich. Hier mischt er erneut Eigenkompositionen und Fremdtitel und schafft eine stimmige Verbindung. Landreth schafft es dabei, nie zu langweilen. Stets fällt ihm noch der eine oder andere Kniff ein, die Ohren auf sein Werk zu wenden. Dadurch wird auch diese CD immer wieder ihren Weg in meinen Player finden.
17. Robben Ford – Into the Sun Robben Ford scheint sich auf einem durchgängigen musikalischen Hoch zu befinden. Trotz derzeit jährlicher Veröffentlichungen lassen sich keine Müdigkeitserscheinungen erkennen. Das Niveau bleibt konstant hoch. Diesmal hat er sich durchaus namhafte Gäste ins Studio geholt (Warren Haynes, Keb‘ Mo‘, Sonny Landreth, ZZ Ward) – und dennoch bleibt es ein Robben-Ford-Album: Elegant im Ton, leicht jazzig angehaucht und dennoch im Blues verankert. Super!
18. Seasick Steve – Sonic Soul Surfer Wer dachte, Seasick Steve würde gefälliger warden, hatte sich übelst getäuscht. Es knarzt und grollt an allen Ecken und Enden. Erneut verfolgt Steve Wold seinen höchst eigenwilligen Stil aus Folk, Blues und Rock in erneut roh abgemischtem Klanggewand. Dass er dabei die Songs nicht vernachlässigt, ist bereits zur Gewohnheit geworden. So kann er gerne weitermachen.
19. Trigger Hippy – Trigger Hippy Session Musiker Tom Bukovac hat sich mit einigen bekannteren (Joan Osborne, Steve Gorman und Jackie Greene (beide ex Black Crowes) und einem eher unbekannten (Nick Govrik) zusammengeschlossen und präsentiert großartiges, live mit einiger Sicherheit zu längeren Jams neigendes Americana. Insbesondere Osbornes Stimme hat seit ihrem Megahit „One of Us“ enorm an Kontur gewonnen und passt auf die hier präsentierten Songs wie Arsch auf Eimer. Absolute Empfehlung!
20. Ray Wylie Hubbard – The Ruffian’s Misfortune Seasick Steve ist er nicht unähnlich. Zumindest lässt sich Hubbard weder vorschreiben, in welche Schublade man ihn stecken muss, zum anderen lässt er seine Musik aus Rock, Blues und rumpeligem Americana nie glattbügeln. So entstehen hochspannende Alben. Hier allerdings trübt ein Wehmutstropfen den Genuss: Nach 33 Minuten ist alles schon wieder vorbei. Ich hätte gerne mehr gehört…
21. Cody Canada & the Departed – HippieLovePunk Nachdem sich Cody Canada & the Departed zuletzt schlicht als The Departed zu Wort meldeten, erfolgt nun die Rückbenennung. Der Stil wird jedoch konsequent fortentwickelt. Mehr Rock, weniger Americana. Das alles bleibt gepaart mit Canadas Gespür für Songwriting. Allerdings wird der ein oder andere „alte“ Fan von dem mitunter ziemlichen Gitarrengewitter zurückschrecken. Das sollte man aber nicht, denn das Album ist schlicht stimmig und großartig.
22. The Weepies – Sirens Deb Talans Krebserkrankung hat für einige Jahre den Nachfolger zu „Be My Thrill“ verhindert. 2014 konnten die Aufnahmen beginnen. Etwas weniger ausgelassen, dennoch voller Ideen präsentieren die Weepies erneut einen spannend aufgebauten Americana-Pop mit klarer Betonung auf Pop. Das allerdings kommt niemals plump daher sondern stets packend. Dass das Talent für eingängige Melodien nicht verloren gegangen ist, muss nicht extra erwähnt werden.
23. Danny & the Champions of the World – What Kind of Love So richtig festlegen last sich Danny George Wilson mit seiner Musik nicht. Stets berührt er den Soul, lässt ihn aber in Country-, Folk- oder Funk-Lager abwandern und gewinnt so einen abwechslungsreichen, nie langweiligen Sound, auch unterstützt durch seine Band und eine recht lange Latte an Gastmusikern. Ein großartiges Album!
24. Darrell Scott - 10 Songs of Ben Bullington Ein wenig ist mir Darrell Scott in der Vergangenheit schon ans Herz gewachsen. Er wirkt wie ein Fels in der Brandung, seine Songs zerbrechlich und doch steht er mit seiner ruhigen, melancholischen Stimme und haucht ihnen Leben ein. Auf dem aktuellen Album nimmt er sich die Songs eines befreundeten und vor einiger Zeit verstorbenen Songwriter vor. Besser wird dieser sich die Interpretation nicht gewünscht haben: Nur mit Gitarre, Piano oder sonstigen Solo-Instrumenten begleitet, wurde ein ruhiges, trauriges und einfach hervorragendes Singer-Songwriter-Album der besonderen Art aus dem Projekt.
25. Drew Holcomb and the Neighbors – Medicine Die CD beginnt in reiner Singer-Songwriter-Manier, eher ruhig, weitestgehend akustisch mit einschmeichelnder Stimme Holcombs. Zwischendurch mischen sich auch andere Töne hinzu, wird es sogar auch mal etwas lauter, aber nur, um wieder zur ruhigen Grundstimmung zurückzukehren. Eine CD zum Zuhören und genießen.
26. Beth Hart – Better Than Home Eigentlich ein großer Wurf! Perfekte Songs, perfekte Arrangements und Beth Harts unvergleichliche Stimme, die nie zu weichgespült klingt und es durchgängig versteht, Stimmungen zu transportieren. Allerdings wäre etwas weniger Vibrato in der Stimme ab und an nett gewesen wäre…. Im Soul-Rock verwurzelt liefert Beth Hart hier ansonsten einen echten Knaller ab!
27. Mojo Juju & the Snake Oil Merchants – Anthology Eigentlich geht Mojo Juju, eine Frau mit einer unglaublich großartigen Stimme (und Stimmfarbe), längst eigene Wege. In Europa jedoch hat man noch einmal einen Zusammenschnitt aus einem Album und einer EP ihrer Band herausgebracht. Wo befinden wir uns? Irgendwo zwischen Cajun, Tango, Blues, Jazz, Soul und was weiß ich noch alles. Höchst spannend ist das Ganze und mit einer starken Eigenständigkeit.
28. Whitehorse – Leave No Bridge Unburned Ein neues Werk des CAN-Americana Ehepaars Luke Doucet & Melissa McClelland. Die Einordnung in die Schublade ist allerdings bereits ein Fehler. Weiterhin experimentieren Whitehorse mit Sounds und Melodien. Dass ist so großartig, dass das zweite in Deutschland erschienene Werk der Beiden bei mir im Auto quasi in Dauerrotation läuft.
29. American Aquarium – Wolves Mit ihrem hervorragenden 2012er Werk bleiben sie auf Augenhöhe. Eigentlich ist es kaum messbar und stimmungsabhängig, welches Werk in meinem Player landet. Auf jeden Fall spielen American Aquarium weiterhin reinstes Americana irgendwo zwischen Heartland Rock und Alt. Country, häufig (wenn nicht sogar immer) mit melancholischem Unterton. Dabei sticht das für dieses Genre durchaus ungewöhnlich abwechslungsreiche Schlagzeugspiel von Kevin McClain äußerst positiv heraus und verleiht den Songs etwas Besonderes.
30. The New Basement Tapes – Lost on the River Eigentlich ist es keine Band sondern zusammengewürfelte Musiker, die Texte von Dylan nach eigenen Kompositionen vertonen. Das Ganze liest sich wie ein Who-is-who der Folk- und Americana-Szene: Jim James (My Morning Jacket), Elvis Costello, Marcus Mumford (Mumford & Sons), Taylor Goldsmith (Dawes), Rhiannon Giddens (Carolina Chocolate Drops) – um nur einige zu nennen. Dazu treten noch einige illustre Gäste, wie Johnny Depp an der Gitarre. Produziert von T Bone Burnett ergibt sich so ein extrem rundes Projekt mit phantastischen Songs.
Okay, einen noch: Treml Schuier Rill – Heart & Soul & Rock’n’Roll Treml und Schuiers Songs von dem sicherlich führenden Americana-Songwriter Markus Rill ins Englisch übersetzt und gesungen. Dass bei den b.o.s.s.-Recken Schuier und Treml mehr als nur eine kleine Prise Springsteen in die Suppe geraten ist, dürfte sich beinahe von selbst verstehen. Rills Reibeisenstimme tut ihr Übriges. Funktioniert gut und macht eine Menge Spaß!
Enttäuschungen des Jahres
Deadman – The Sound & the Fury Also, von „Fury“ merkt man – mit Ausnahme des Titelsongs – eher wenig. „Sound“ haben wir schon mehr. Beginnt das Album als veritabler Rocker, driftet er dann jedoch bereits mit dem zweiten Song in bekannte Americana-Gefilde ab, wobei moderne Sounds, wenn man denn Loops und Drum Machines als modern bezeichnen will. Zum Ende hin wird es beinahe hypnotisch. Das ist nicht leicht verdaulich, wird aber nicht etwa bei mehrfachem Hören besser sondern langweilig.
Darius Rucker- Southern Style Okay, Ruckers Soloalben konnten mit Hootie & the Blowfish nie wirklich mithalten, waren aber durchaus hörenswert. Jetzt ist er aber endgültig in zu seichte Gewässer abgedriftet. Nicht eine Ecke oder Kante weist seine Musik mehr auf. Alles ist gefällig, bloß nicht störend. Perfekt für den Fahrstuhl, nicht für zu Hause. Wann kommen endlich Hootie in den regulären Musikbetrieb zurück??? Getrennt haben sie sich schließlich noch nicht und spielen auch noch bei Charity-Events.
Mumford & Sons – Wilder Mind Mir war es eigentlich egal, dass Mumford & Sons zu den Verzerrern und E-Gitarren nebst Drum Set gegriffen haben. Warum auch nicht. Auch mit diesen Instrumenten kann man hervorragende Musik machen. Wenn man dann aber leider kein ordentliches Songmaterial hat, ist es leider um einen geschehen. So dümpeln Mumford & Sons irgendwo zwischen Ideenlosigkeit und der Suche nach einem massentauglicheren (?) Sound in die Bedeutungslosigkeit. Schade eigentlich…
Calexico – Edge of the Sun Vielleicht war es ein Fehler, erst die Bonus CD zu hören. Dort nämlich spielten Calexico ihre Stärken aus. Die Haupt-CD war dann eher belanglos. Von dem einstigen TexMex blieb zwar noch eine gute Portion erhalten, dennoch wurde es der Verdaulichkeit untergeordnet. Was mitunter funktionieren kann, geht hier leider daneben, sicher auch, weil die Songs nicht wirklich gut sind.
Allison Moorer – Down to Believing Es ist das Trennungsalbum von Steve Earle. Dementsprechend klingt es auch: Zwischen Trauer und Wut, selten auch positiver angehaucht. Moorers Country-Vergangenheit kommt leider nur in den langsameren Stücken zur Geltung, ansonsten geht sie irgendwie in die Pop-Rock-Americana- Richtung. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Wirklich überflüssig ist dann noch das CCR-Cover „Have you ever seen the rain“
Bob Dylan – Shadows in the Night Nein, Bob Dylan ist kein Sinatra. So geht er die Songs aber auch nicht an. Was herauskommtwar beim ersten Hören spannend. Danach sind die Schwächen von Dylans Stimme – und ich schätze ihn sonst wirklich – unüberhörbar und stören durchaus massiv. Schade, denn die Arrangements sind großartig, nämlich zurückhaltend.
Steve Earle – Terraplane Steve Earle hat einige Stile durch: Begonnen als Country-Rocker driftete er in den Rumpelrock ab, fand den Alt.Country, Folk (auch in der irischen Variante) und richtete sich in der Singer/Songwriter-Ecke ein. Nun lässt er ein Blues-Album folgen, in welchem er ernsthaft und geradezu niedergeschlagen daherkommen will. Die Texte scheinen ihre Inspiration im Wesentlichen aus seiner gerade siebten Scheidung entlehnt zu sein. Musikalisch enttäuscht Earle dann aber auf ganzer Linie. Uninspiriert spielt er das nach, was andere vor ihm 1000 Mal besser gemacht haben. Hoffentlich sein letzter Ausflug in Blues-Gefilde.
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