Bin zwar schon lange eifriger Leser des Forums hier, nun will ich mich aber auch mal mit meinem ersten Bericht hier im Forum "verewigen" und ein paar Eindrücke von meiner Amerikatour schildern, wenns jetzt auch schon wieder ein paar Wochen her ist.....
Nach 6 genialen Bruce-Konzerten in Europa dieses Jahr stand für mich fest, du verbringst deinen Urlaub im September in USA, natürlich in der Hoffnung den Boss nochmal zu sehen. Am lohnenswertesten schienen mir dabei die Städte in denen Bruce zweimal hintereinander spielte, also Boston und Hartford, das Problem dabei war natürlich, dass 3 der 4 Konzerte schon lange ausverkauft waren. Bin also ohne ein einziges Konzertticket Anfang September nach Boston geflogen....
Boston:
Kam schon drei Tage vor Konzertbeginn an und bin natürlich gleich mal zum Stadion "Fenwaypark" gepilgert. Da Fenwaypark sehr zentral liegt konnte ich sogar zu Fuss von meiner Unterkunft dorthin gelangen. Allerdings deutete absolut nichts auf das bevorstehende Konzert hin, hab weder in der Stadt noch am Stadion ein einziges Plakat gesehen. Auch am morgen des ersten Konzerttages, ne ganz andere Situation als in Europa, es war gegen 10:00 Uhr fast überhauptkeiner am Stadion, lag natürlich auch daran, dass der Innenraum bei den USA-Konzerten, abgesehen von einem kleinen Pit, komplett bestuhlt war.
Hab dann doch vorm Stadion noch ein paar Schwarzhändler entdeckt , bei 400 Dollar pro Ticket schwanden allerdings meine Hoffnungen stark, an diesem Abend noch ein Ticket zu nem vernünftigen Preis zu bekommen. Ich also erstmal wieder in die City und auf das Skydeck eines Hochhauses, und mir Boston sowie das Stadion incl. Bühne mal von oben angeschaut. Am späten Nachmittag wieder ans Stadion, endlich konnte man erkennen, welches Konzerthighlight hier heute abend stattfinden würde, denn ich war gerade 5 Minuten da, kam die E-Streetband, verteilt auf mehrere Vans, mit grosser Polizeieskorte an, und ich stand zufällig genau an der Stelle, an der sie ins Stadion gefahren sind
Kurz darauf kamen die nächsten grossen Überraschungen beim Soundcheck, sie spielten unter anderem 2mal ein Lied, das ich überhaupt nicht kannte (Diddy whah diddy), und einen meiner grossen Wunschtitel "Janey don't your lose heart", aber das beste daran war, die Soundqualität war auch vorm Stadion schon super
Ich war also total happy danach und tröstete mich mit dem Gedanken, wenn du das Konzert schon nicht siehst, dann hörst du es wenigstens gut.
Nach einer weiteren "Umrundung" des Stadions sah ich, dass sich an einem Tickethäuschen inzwischen eine kleine Menschenschlange gebildet hatte obwohl dies geschlossen war, und niemand wusste, ob dort überhaupt noch Tickets verkauft werden. Doch das Wunder wurde wahr und es wurden tatsächlich nochmal dort offizielle Tickets zum Preis von 75 Dollar verkauft und ca. ne dreiviertel Stunde später war auch ich stolzer Besitzer der "Bruce Springsteen live at Fenway Park" Konzertkarte
Ich hatte einen sehr guten Platz im Innenraum seitlich vom Pit direkt vorne vor der Videoleinwand und mit einer sehr guten seitlichen Sicht auf die Bühne
Mein Sitznachbar, der Bruce noch nie vorher live gesehen hatte, war schon etwas überrauscht, dass da jemand extra von Germany bis nach Boston fliegt um sich ein Konzert anzusehen
Er erzählte mir ausserdem dass dies das erste Rockkonzert überhaupt in diesem über 90 Jahre alten Stadion sei, er konnte sich nur erinnern, dass vor vielen Jahren mal ein Festival hier gab, bei dem Stevie Wonder dabei war.
Als Danny dann an der Hammond das Konzert mit "Take me out to the ballgame" eröffnete und alle aufstanden und gleich mitsangen, wurde mir nochmal klar wow ich habs wirklich geschafft
Nun die setlisten kennt ihr ja alle, aber es wahr schon unglaublich, Bruce schaffte es tatsächlich 5 Lieder zu spielen, die ich noch nie live von ihm gehört hatte (Take me out to the ballgame, Diddy whah diddy, Be true, Janey don't you lose heart, Dirty water) , obwohl dies schon mein 31. Konzert war.
Diese Titel gehörten natürlich für mich mit zu den highlights des Abends ausserdem noch die schöne akustikfullbandversion von "accross the border" , "Bobby Jean" (schon immer einer meiner absoluten favorites), "Rosalita" (hätte nicht gedacht dass ich diesen song nach Milano nochmal sooft live hören würde), "7Night's to rock" (kannte ich vor der tour nur als coverversion von Bryan Adams, doch seit den Konzerten in London auch in der genialen E-street band version) .... ach eigentlich könnte ich die komplette setlist hier wiederholen
. Als kleinen Trost, die nicht dabei waren, kann ich sagen, dass die "xxl Ramrod-version" der diesjährigen Europatour die absolut beste war die ich, gehört habe, bei den USA-Konzerten, die ich gesehen hab, gabs dann leider nur noch ne 'kleine Polonäse' und auch kein Pianosolo von Roy, dafür aber in Boston ne andere kleine showeinlage als Bruce Richtung (Voll)Mond deutete und die Kamera diesen zeigte, stimmte Bruce ein kleines 'Wolfsgeheul' an
. Riesenapplaus während "Mary's Place" gabs bei der Bandvorstellung natürlich besonders für Steve, als Bruce erwähnte dass dieser in Boston, geboren wurde
und vor "My city of ruins" bedankte sich Bruce ganz laut bei "all folks outside in the neighboorhood" und fragte ob sie ihn da draussen hören können (das Stadion lag ja ganz nah zum Zentrum von Boston) und bedankte sich dann nochmal dass er "in the heart of Boston" spielen durfte.
Das zweite Konzert hat eigentlich eine fast identische Vorgeschichte wie am Vortag, hab also wieder die Ankunft der Band mitverfolgen können, wieder klasse soundqualität aussen beim Zuhören vom Soundcheck, diesmal probten sie, ich glaub es war 3mal, "Frankie" und ausserdem "Cynthia", dass es dann aber nicht in die Konzertsetlist geschafft hatte. Danach hab ich mich wieder an demselben Tickethäuschen angestellt, allerdings war diesmal die Menschenschlange wesentlich länger als am Vortag. Cool war, dass Bruce nach dem soundcheck, während wir da warteten, direkt an uns vorbei fuhr und uns zuwinkte
Danach wurde aber meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn es dauerte über 2,5 Stunden bis ich endlich mein Ticket hatte, sie machten zwichenzeitlich sogar mal das ticketbooth wieder zu und es ging das Gerücht rum, dass die Karten nun endgültig alle verkauft sind (panik, panik), doch ich blieb trotzdem in der Reihe stehen und das Warten hatte sich wieder gelohnt
Zum Glück sind die Amis alle sehr unpünktliche Konzertgänger, und es ging dementsprechend erst später los wie geplant, sonst hätte ich die erste halbe Stunde nur gehört statt auch gesehen. Diesmal war mein Platz etwas weiter weg als am Vortag, aber immer noch recht nah an der Bühne.
Wie ihr ja wisst, hat Bruce wieder ordentlich die setlist durcheinandergewirbelt, und so kam ich wieder in den Genuss einiger Raritäten wie "Adam raised a Cain", "Something in the night", "For you", oder das schon erwähnte "Frankie", dabei gabs noch ne kleine Besonderheit, Danny legte an der Orgel nen 'Frühstart' hin, sodass Bruce abbrach, zu ihm rannte um mit ihm ein paar Worte zu wechseln, bevor es dann zum zweiten mal losging. Lag vielleicht daran, dass Bruce diesmal nicht laut "one, two, three, four" vorgezählt hatte
Als Zugabe dann unter anderem noch mein Lieblingstitel der Rising CD "Further on up the road" (Warum hat er den nicht öfters gepielt????) und zum Abschluss wieder, wie am Vorabend mit dem Specialguest Peter Wolf, "Dirty water" was wohl sowas wie die Hymne von Boston ist, jedenfalls ne echt coole Rocknummer, bei der sich Patti noch zu einem kleinen Tänzchen mit dem specialguest hinreisen lies, während ihr Gatte gerade ein solo auf der blues-harp spielte
Hartford:
Im Gegensatz zu Boston, fand diesmal das Konzert in einem brandneuen Stadion statt, dass relativ weit ausserhalb der Innenstadt lag. Konnte also diesmal nicht hinlaufen, sondern bin mit meinem Mietwagen hingefahren, und nicht weit vom Stadion sah ich dann schon die Schilder "concert-parking 20$" da mir das entschieden zu teuer war, bin ich also 2 mal weiträumig ums Stadion gefahren, bis ich endlich einen kostenlosen Parkplatz gefunden hatte, allerdings ne halbe Stunde Fussmarsch vom Stadioneingang entfernt. Dort angekommen musste ich feststellen, dass die Parkplätze direkt vorm Stadion kostenlos waren -lol- !!!!
Durch diese Aktion hab ich leider dann den soundcheck verpasst, dafür aber war es dann garkein Problem an ein Ticket zu kommen, da besonders an dem zweiten Abend, recht viele Tickets vorm Stadion angeboten wurden. Ausserdem hatte ich an beiden Abenden fast den gleichen Platz, wieder sehr weit vorne vor der Videoleinwand, links seitlich vom Pit. Als Bruce alleine mit akusticher Gitarre das Konzert eröffnete, musste ich gleich an Ludwigshafen zurückdenken, auch wenns ein anderer Titel war (Ghost of Tom Joad) jedenfalls mal wieder ne gute Abwechslung
Bruce begrüßte übrigens das Publikum aus aktuellem Anlass mit den Worten "Good evening Hartford , tonight we beat the hurricane" , naja hat zumindest bei den Konzerten hats gut geklappt, da war nämlich, wie auch in Boston während der shows recht gutes Wetter
Aussergewöhnlich war natürlich dass er bei diesen beiden Konzerten, plötzlich soviele Songs aus der "Lucky town" , "Human touch" - Zeit zum besten gab. Die grösste Überraschung war aber, als Bruce am Anfang des letzten Zugabenblocks plötzlich eine "little party music" ankündigte die er nun seit über 100 Konzerten nicht gespielt habe, und es folgte "Let's be friends" eigentlich der einzige Titel auf der Rising CD den ich öfters mal überspringe, doch live fand ich ihn dann doch irgendwie gut
Beim zweiten Konzert wurde dann ja "incident .. " als request gespielt, wieder solo am piano (Erinnerungen an Berlin wurden wach
) und ausserdem hatte ich bei den Zugaben wirklich nicht mit "I'm going down" gerechnet, was dann auch schon die zweite livepremiere an diesem Abend für mich war. Als das Konzert zu Ende war, hab ich mich nochmal auf eine der oberen Tribünenplätze gesetzt und wehmütig nach unten geschaut, wie sich das Stadion langsam lehrte und die Rowdies begannen alles abzubauen und hab mir gedacht, es war so genial und hat alles so prima geklappt mit den Tickets, ist die Tour nun wirklich vorbei für mich?
Nun, zunächst schien es so, wollte nämlich noch sooo gerne nach New York, hatte auch von USA meinen Urlaub schon verlängert, konnte aber meinen Rückflug nicht umbuchen, da mein Ticket nicht mehr länger gültig war, und ein oneway ticket zurück war auch viel zu teuer!! So bin ich also am 29. Sept. wieder zu Hause angekommen, konnte mich aber absolut nicht mit dem Gedanken anfreunden, Urlaub zu haben und zu Hause zu sitzen während in New York die 3 Abschlusskonzerte der Risingtour stattfinden. So kam es, dass ich am 1. Oktober mit gepackter Tasche, ohne jegliche Buchungen, wieder zum Flughafen fuhr, mir im Terminal morgens ein Fluckticket kaufte und 4 Stunden später sass ich im non-stop Flug Frankfurt - New York
Es gibt Leute, die erklären mich heute noch für verrückt deshalb, aber man gönnt sich ja sonst nichts
New York City:
Ankunft am 1. Oktober gegen 15:30 Uhr am JFK-Airport, endloslange Warteschlange im Terminal bei der Einreisekontrolle, ca. eine Stunde später endlich durch die Zollkontrolle und eine New York-Wochenkarte gekauft.Mit dem Bus zur U-Bahnstadion gefahren, dann ewig lange Fahrt mit der U-Bahn bis Manhatten, ohne Buchung nur mit einem Hostelhandbook bewaffnet, in der Hoffnung dort ne Unterkunft zu finden. Das erste Hostel war mir zu teuer, das zweite war ausgebucht, und beim dritten hab ich mich dann endlich einquartiert. Gepäck abgestellt, -Schock: es ist schon 19 Uhr und das Konzert soll um 19:30 losgehen - ich immer noch in Manhatten aber das Stadion ja bekanntermaßen in Queens. Die nicht endenwollende Fahrt mit der U-Bahn dauerte dann auch ne knappe Stunde bis ich endlich am Stadion gegen 20:00 Uhr ankam. Zu meiner Freude musste ich feststellen, es war noch keine Musik zu hören, es standen bestimmt noch Tausende vor dem riesigen Stadion, und es wurden noch viele Tickets angeboten
Hab mir dann eins zum "Schnäppchenpreis" von 50$ gekauft, gegen 20:20 Uhr sass ich endlich auf meinem Platz und gut 5 Minuten später ging, glücklicherweise mit einer Stunde Verspätung, das Konzert los! Hatte zwar nur einen Tribünenplatz, aber das war mir in dem Moment egal, konnte es eh kaum glauben, zum Mittagessen noch in Frankfurt, und abends bei Bruce im Shea-stadium in New York City
Jedenfalls war der sound glücklicherweise auch auf meinem Tribünenplatz prima, wenns auch etwas weiter weg von der Bühne war. Tja und dann noch verwöhnt worden mit solchen Raritäten wie "Tunnel of love" und "Brilliant disguise" (Erinnerungen an mein erstes Bruce Konzert 1988 wurden wach
, einer genialen Country-rock fullband version von "Johnny 99", "Mans job" wobei Stevie den Bobby King part übernahm, ein diesmal geplantes Who'll stop the rain, auch wenns nicht geregnet hat (War da nicht irgendwas in Milano?
und auch noch "Kitty's back" - was will man mehr?
Beim zweiten New York Konzert hatte ich wieder einen Tribünenplatz, diesmal sogar für 40 statt 78$ dafür aber oben in schwindeleregender Höhe, doch der sound war auch hier überraschend gut, und ich kam noch in den Genuss etwas vom nächtlichen Lichtermeer in New York mitzubekommen
Hatte natürlich sehr darauf gehofft bei einem der Konzerte hier "New York City Serenade" zu hören, wo sonst, wenn nicht hier hätte er diesen Titel spielen sollen? Und der Wunsch wurde mir an diesem Abend ja dann auch erfüllt, natürlich mit grossem Jubel bei der Stelle " ..it's midnight in Manhatten..." . Vor allen bei den Zugaben bei Pink Cadillac, Born to run, Rosalita und Twist and shout hat die obere Tribüne dann bedrohlich geschwankt, als tausende auch auf den oberen Rängen nicht mehr zu bremsen waren. Dachte schon Bruce bringt das Stadion heute noch zum Einsturz
Auch für das Abschlusskonzert war es kein Problem an günstige Tickets zu kommen, hatte sogar die Wahl zwischen einem oberen Tribünenplatz für 20$ oder für 40$ ein Innenraumticket weit vorne nur kurz hinterm pit. Hab mir dann zum Abschluss noch das Innenraumticket gegönnt und hat sich dann ja auch bei einer Showlänge von 3 Stunden und 20 Minuten mehr als bezahlt gemacht
Als dann zur Zugabe Bruce noch Bob Dylan ankündigte, konnte ich es erst garnicht glauben, und ich dachte schon mein Sitznachbar kriegt ein Herzkasper, ich hörte nur noch "Oh my god, oh my god" von ihm
Aber Bob wars wirklich und Bruce und die E-streetband begleiteten ihn lediglich, gesanglich hielt sich Bruce dabei fast schon "ehrfurchtsvoll" zurück. So plötzlich wie er erschien, verschwand er dann nach seinem Titel "highway 61" auch wieder von der Bühne, aber Bruce würdigte ihn dann nochmal in einer längeren Dankesrede vor "Land of hope and dreams" . Zum Schluss bei "Rosie", "Dancing ...", "Quarter to three" (incl. coolem sax-solo von Clarence) und "Twist and shout" war dann nochmal richtige Partystimmung angesagt und soviele specialguests auf der Bühne, dass man fast die E-streetband nicht mehr sah. Doch diese verschwanden dann vor dem letzten lied und als die ersten Takte von "Blood brothers" zu hören waren, war mir klar, danach kann nichts mehr kommen. Dieses Lied war auf jedenfall ein würdiger und sehr ergreifender Abschluss dieser genialen Tour und ich glaube ich war bestimmt nicht der einzige der diesen Augenblick mit Gänsehaut und ner kleinen Träne in den Augen erlebte
So das wars nun, herzlichen Glückwunsch, falls es überhaupt jemand geschafft hat, alles zu lesen, und ich hoffe ich hab euch nicht zu sehr gelangweilt
Frank