Hi,
ob´s 100% zum Thema passt, weiß ich nicht, aber die Beiträge haben mich angesprochen und nachdenklich gemacht. Es gab ein Leben vor dem Internet und kaum zu glauben, auf was für Zufälle man in Vor-Internet-Zeiten manchmal angewiesen war und so lange ist das noch gar nicht her.
1999 hatte ich keine Ahnung, dass Bruce mit der E-Street-Band auf tour geht. Es gab ja (außer tracks) kein neues Album. Eines morgens ging ich wie jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit von der U5 kommend im Stachus Untergeschoss Richtung Fussgängerzone an einem ticket-Schalter vorbei. Dort hing ein unscheinbarer weißer Zettel auf dem per Hand mit einem Filzstift „Hier gibts tickets für Bruce Springsteen“ (oder so ähnlich) stand. Ich war wie in trance. Es war mir die nächsten Stunden nicht klar, ob ich geträumt hatte (6 Uhr morgens), oder ob ich jetzt endgültig verrückt geworden war. Jedenfalls schaffte ich es, mich am Vormittag von der Arbeit loszueisen und tatsächlich, es stimmte. Ich holte mir zwei Tickets, war der glücklichste Mensch auf der Welt. Schon am nächsten Tag war das Schild weg und das Konzert ausverkauft. Wieviele Tage ich zuvor daran vorbeigelaufen bin, ohne es zu bemerken, weiß ich nicht. Nicht auszudenken, wenn ich auch an diesem Tag daran vorbei gelaufen wäre... . (In Internet-Zeiten wird mir so was nie wieder passieren)
Beim Konzert selbst hatte ich keinen Schimmer, was mich erwartet. Am Tag vorher gabs im Fernsehen noch die Falschmeldung, Bruce hätte in Barcelona (bei den beiden ersten shows der tour) hauptsächlich songs aus „tracks“ und Klassiker aus „born in the usa“ gespielt. Und dann gabs in München songs, die mancher heute als „standard“ ansieht, aber damals wars der helle Wahnsinn und ich hätte nie geglaubt songs wie „promised land“, „darkness“, „prove it“, „she´s the one“, „backstreets“, „tenth avenue“, „two hearts“ oder „bobby jean“ jemals wieder in ein und dem selben Konzert hören zu können ( Und natürlich „the river“, „born to run“ „thunder road“, „badlands“ und all die anderen). Die Spannung und Freude der show lag für mich darin, nie im Entferntesten zu wissen, was der nächste song sein würde ...
Weihnachtsgeschenke, die man vorher kennt, sind langweilig. Die Über-Informiertheit aus dem Internet hat für mich zwei Seiten und die eine Seite ist die, dass dabei viel „Zauber“ verloren geht. (Die Anonymität verleitet auch, Dinge loszulassen, die man im Gespräch, am Telefon oder einem altmodische Brief, nie sagen oder schreiben würde. Und auf vieles davon könnte die Welt getrost verzichten)
Nur gut, dass der Boss immer für Überraschungen gut ist. 2003 kannte ich dank Internet natürlich jede setlist der rising-tour und trotzdem glaube ich, dass kein Mensch auf der Welt, vielleicht nichtmal der boss himself, am Tag vor dem Konzert die setlist des Münchner Auftritts (und der meisten anderer Auftritte) vorhersagen hätte können. Oder hatte Jemand mit „jackson cage“ + „the ties that bind“ + „you can look ...“ + “sherry darling” + “backstreets” + “tenth avenue” + “further on up the road” gerechnet?? Ich jedenfalls nicht. Da hilt das ganze Internet nichts. Und das ist das Schöne.
Jetzt bin ich abgeschweift, eigentlich wollte ich sagen, dass auch ich zur Zeit wieder einige alte Studio Platten (Original Vinyl) ausgekramt habe und wiederentdecke. Ich höre das ausgelutschte, geniale „born in the usa“ und natürlich „the river“. Songs wie „sherry darling“ oder die verrückten „crush on you“ und „you can look“ oder „working on the highway“ und „glory days“ helfen mir durch die dunklen, nass-kalten Tage. (Nebraska und Darkness hebe ich mir für den Frühling auf).
Robert
|
Karl!!! Bleib beim Topic!!!!
Ein ganz toller Beitrag (zumindest für mich!). Vielen Dank