forester hat geschrieben:
Kathleen Brennan hat geschrieben:
Ist Bruce Springsteen uncool?
Wie ist die gängige Definition
von "cool" ?
Anders gefragt: Ist Bruces Musik heute noch relevant (sexy)? Und: Barack Obama hat bei einer Kampagne "The Rising" von Bruce eingesetzt. Ist das noch cool? oder schon uncool?
Normalerweise gewinnt im Lauf einer musikalischen Karriere der kommerzielle Aspekt allmählich die Oberhand. Der Künstler wird mit der Zeit ausgeglichener, er glättet die emotionalen Extreme und findet zu einem allgemein verständlicheren Vokabular, bis sich irgendwann der kommerzielle Erfolg einstellt. Die meisten Popmusiker sind diesen Weg gegangen.
Nehmen wir, zum Beispiel Sting oder U2. Ihre Musik hat nichts von ihrer Eigentümlichkeit und Raffinesse verloren, aber mittlerweile ist ihr Stil so tief ins kollektive Unbewusste eingedrungen, dass man manchmal fast vergisst, womit die Typen eigentlich ihre Brötchen verdienen. Wenn man Teil eines kulturellen Mainstreams wird, ist das nicht zwangsläufig mit einem Qualitätsverlust verbunden, aber die Ecken und Kanten bleiben meist schon auf der Strecke. Ganz anders bei Bruce Springsteen?
Neko Case sagt: "Ich kann Bruce Springsteen nicht ausstehen! Nicht wegen seiner Songs, sondern weil er den Messias gibt! Ich hasse das. Ein Album über 9/11 zu machen und das so vermarkten zu lassen...Songs zu schreiben, die den Menschen Trost geben, ist eine Sache - eine andere so aufzutreten, als ob du ein Experte für die Gefühle der Leute wärst. Das ist fast so gruselig wie diese Country-Typen mit ihren furchtbaren Songs. Zudem hat Bruce einen Gewerkschaftsstreik brechen lassen, um auf seiner letzten Tournee auch die Show in Tacoma spielen zu können - wo er doch angeblich dieser Blue Collar-Verfechter ist. Für mich ist er nichts weiter als ein Heuchler." Da hält es Case lieber mit Tom Waits - so könne eine lange Karriere in Würde aussehen. "Er macht, was er will - und es funktioniert. Er wird älter, aber seine Musik ist immer noch unglaublich sexy. Klar, dass ist nur eine Botschaft, aber eine sehr effektive, und seine Kreativität hat nie darunter gelitten."
Wolfgang Doebeling schreibt: "War anfangs Bruce-Fan, sah ihn auch einige Male live damals, u.a. im MSG. Vorbei war es für mich erst mit ´Born In The USA´: Rock-Populismus nur. ´Tom Joad´schien noch einmal eine überraschende Wende zum Besseren/Intimeren/Gefühlsechten zu bringen, doch höre ich auf seinen Platten seither nur hohles Pathos. Live kommt seine nicht unsympathische Hemdsärmligkeit hinzu, aber zu mehr als dem Gefühl gut unterhalten worden zu sein, reicht es bei mir nicht mehr...Und trocken-militant kann´s Bruuuce nicht. Sein Publikum will ihn eh keuchen und stampfen sehen, will den heroischen, nicht nur vokalistisch bebenden Tribun.
Nachtrag, zwei Wochen später: Eben nach langer Zeit mal wieder ´Tom Joad´gehört. Hat leider auch verloren. "