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Vienna 2003 https://asbury-park.de/forum/viewtopic.php?f=1&t=10039 |
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Autor: | bacher [ 16.10.2006 15:52 ] |
Betreff des Beitrags: | Vienna 2003 |
hello tramps! ich bin schon einige zeit in diesem forum dabei. ich bin ein stiller teilnehmer der lieber beiträge liest als beiträge zu schreiben. aber hier einige gedanken zum boss konzert in wien: Bruce Springsteen und die E-Street-Band in Wien, Ernst-Happel-Stadion, 25.06.2003 Ich habe die Vergangenheit des Rock'n'Roll gesehen, und sie heißt ... Springsteen lässt alles/nichts anbrennen. Vor vier Jahren, als ich den Boss zum ersten mal in Wien sah, schien es so als wäre die Reunion mit der E-Street-Band und die damit verbundene innerliche Befreiung des Musikers Bruce Springsteen bei jedem Song für das Publikum spürbar, und das Konzert somit ein Knaller. Gestern war man allerdings in musikalischem Inhalt, Sprich Songauswahl und Darbietung, und vor allem Springsteen selbst in seinen urtypischen Rock'n'Roll-Posen (die sich bei genauerer Betrachtung als „Ich-lass-jetzt-die-Sau-und-den-Entertainer-gleichzeitig-raus!“-Hingabe entpuppen) bereits einen Schritt weiter. Oder halt! Etwa einen Schritt weiter hinten? Bruce der Komiker. Ganz in schwarz kommt die Band und ihr Leader auf die Bühne. Nach den ersten paar Songs die ohne Pause vorgetragen werden (wieder, wie auch vor 4 Jahren, beginnend mit „The Promised Land“), wird man bestätigt: Heute braucht man keine Effekte, heute zählt, wie immer bei Springsteen, die Hingabe und das Durchleben jeder Zeile und jedes überlebenswichtigen Gefühlsausdrucks. Über weite Strecken des Konzerts konnte man Zeuge eines Springsteen werden der wohl das letzte mal derartig vor 20 Jahren (als auch das letzte richtige E-Street-Band-Album mit dem „unbekannten“ Titel „Born In The U.S.A.“ erschien) agierte. Augen wurden gerollt, mit dem Hintern hemmungslos gewackelt, über die Bühne gefetzt und auf der selbigen geslidet, den Fans wie immer tief in die Augen geschaut, Turnübungen am Mikrophonständer (kopfüber sich mit den Extremitäten festklammernd, herumrotierend oder sich lässig anlehnend). Wasserfontänen kamen nicht von der Technik sondern aus Springsteen's Mund. Und kurz (oder eigentlich lange) mal eben erstarrte er bei einem Break mit offenem Mund und schielendem Blick zu Stein. Bei all diesen ausgelassenen, komischen und herzlichen Einlagen lässt sich der Mensch im Künstler ohne doppelten Boden erkennen, und der Mann wirkt dabei wie 35 und nicht 54. Und zwischen drin immer mal ein deutscher Satz. Dazu: Rock'n'Roll; Schweißtreibend, ausgelassen, beklemmend, manchmal nachdenklich, manchmal pathetisch, immer jedoch authentisch und dann doch wieder vor allem: unterhaltend. Die Setlist war durchaus mit ein Paar Leckerbissen versehen: „The River“ in original Bandversion, „Thunder Road“, „Prove it all Night“, „Ramrod“, natürlich „Born to Run“ und vor allem „Incident on 57th Street“, ein Song vom Lieblingsspringsteenalbum des Autors dieser Zeilen: „The Wild, The Innocent and the E-Street-Shuffle“ aus dem Jahre '73. Man spielte sich durch die Jahre '73 bis '84 um alles danach bis zum aktuellen Album „The Rising“eben mal kurz auszublenden. (Ausnahme: „Land of Hope and Dreams“). Höhepunkt der 8 „Rising-Songs“ war möglicherweise das epische „My City of Ruins“ mit einem Springsteen am Klavier. Insgesamt war die Songauswahl ausgewogen- für mich zumindest, denn während ich bei „Incident“ fröhlich mitträllerte, lauschte die eben gerade noch wilde Crowd dem scheinbar Unbekannten- und pendelte (wie auch auf „The Rising“) zwischen düsterer Schönheit und dieser „Ich-lebe-hier-und-jetzt!“-Euphorie hin und her (wobei letzteres an diesem Abend mit Fortdauer des Konzerts die Oberhand gewann). Der Spagat zwischen Klassikern und den neuen Songs gelang- beinahe. Wie immer warf sich die Frage nach der personellen Überbesetzung der E-Street-Band auf: Was machen 2 Klampfenspieler und eine Klampfenspielerin wenn gerade der Vierte ein Solo spielt? Sowas! Aber die Magie der Band funktioniert doch. Der richtige Moment ist's und der wird nicht verpennt! „C'mon Stevie!“. Nach 8 Songs als Zugabe und mit dem Abschluss eines rockenden „Dancing in the Dark“, nach weiteren 3 Stunden im Zeichen des Rock'n'Roll, nach der Beschwörung der Geister von Elvis Presley und Chuck Berry, nach der ca. 25.147sten gesprungene E-Gitarreneinlage, nach der 76sten von ca.110 Shows dieser Einjahrestournee und dem unbändigen Willen und Glauben an die Kraft der Musik und ihrer Inhalte (wenn gleich diese bei manchen Intelektuellen auch im Falle Springsteen nicht immer nachvollziehbar sind; es ist ja so schwer mal nicht zwischen den Zeilen zu lesen!), nach dem Retrobombast der Institution E-Street-Band und nach dem wirbelwindartigen Auftreten des Boss wurde eines klar: Ein Springsteen Konzert für 40.000 Besucher funktioniert immer noch wie ein 69er Chevy der über den Highway donnert: Ohne technischen Schnick-Schnack, geradeaus! „You can't start a fire sitting 'round crying of a broken heart...“ |
Autor: | jerseylady [ 16.10.2006 17:04 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Danke fürs Einstellen dieses tollen Berichtes @bacher. Vielleicht wirds hier mehr gelesen, als im "Rising Tour 2003"-Thread. Und hoffen wir, dass in absehbarer Zeit wieder Berichte dieser Art zu lesen sein werden. "stay hard... stay hungry... stay alive!!!" |
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