Ragman hat geschrieben:
Mister Y hat geschrieben:
Pink Floyd (und Nachfolger...), Metallica, Alice Cooper, Heavy Metal an sich ... , ich bitte Dich, da hat sich doch seit 15 Jahren nichts entscheidendes mehr getan oder entwickelt.
Mehr als bei Herrn Dylan
Moment mal ... es mag ja stimmen, dass Dylan in den letzten 20 Jahren keine neue Musikrichtung erfunden hat - aber eine im Leben reicht für gewöhnlich auch.
Dennoch: Wer nicht hört, wie wandlungsfähig Herr Dylan auf der Bühne in den letzten 20 Jahren war, der ist entweder absolut taub oder er will es einfach nicht hören.
Außerdem kompensiert Dylan seine musikalischen Defizite mit seinen Texten. Musikalisch bewegt sich Dylan zwar in gewohnten Blues/Folk/Country-Bahnen, aber Musik und Lyrics kann man bei Dylan nicht einfach voneinander trennen. Und gerade textlich und vom Songwriting her hat sich in den letzten 10 Jahren eine Menge getan. "Time Out Of Mind" ist meines Erachtens die beste Dylanplatte aller Zeiten - die ist von 1997, ein Meilenstein, die beste Platte der 90er Jahre. Und zusammen mit den letzen Alben hat er eine erstaunliche Trilogie rausgebracht.
Und Dylan wird gehört und geschätzt von jüngeren Kollegen - ich bin der festen Überzeugung, dass er stilprägender ist als viele glauben. Springsteen bekennt sich zB offen zu ihm, und was Ryan Adams derzeit live auf die Bühne zaubert gefällt mir - ganz ehrlich - sogar besser als Dylan selbst in 2006 (und erinnert doch ganz ungemein an Dylan live)
Außerdem kann es generell kein Zufall sein, dass jemand, der so eine seltsame Stimme hat wie Dylan seit 45 Jahren Platten verkauft und Konzertsäle füllt. Und so eine Entwicklung ist ohne musikalische Veränderung, ohne Wandel, Neuerfindung und Selbstdemontage gar nicht möglich.
Auch wenn Dylan in oberflächlichen Zusammenfassungen gerne auf die 60er reduziert wird: Dylan ist mehr als eine überlebte Erinnerung von graubärtigen Altllinken und Sozialkundelehrern jenseits der 50. Allein mit dieser Fangemeinde - die es durchaus gibt - könnte Dylan nicht alljährlich never ending touren, die Seiten des Feuilletons füllen und immer jüngere Zuschauer anziehen. Mit meinen 30 Jahren bin ich weiß Gott nicht der jüngste auf seinen Konzerten.
Ganz allgemein: Die besten Musiker verändern sich und haben deswegen Erfolg. Veränderung macht musikalische Klasse aus. Viele "one hit wonder" scheitern einfach daran, dass sie nicht in der Lage sind, sich von ihrem einen Hit zu befreien, weil sie versuchen den einen Hit immer wieder neu zu singen oder zu komponieren.
Ich glaube in dieser Hinsicht auch nicht an Zufälle. Es kann kein Zufall sein, dass so ein Nichtsänger wie Dylan 45 Jahre - SINGEND- im Musikgeschäft überlebt. Es kann auch kein Zufall sein, dass Springsteen mit E Street Band (oder wie dieses Jahr ohne) es immer wieder schafft, Arenen zum Kochen zu bringen, dabei neue Stilrichtungen auszuprobieren und dennoch Springsteen zu bleiben. Und es kann auch kein Zufall sein, das so einer wie Johnny Cash, dessen musikalische Karriere eigentlich schon 20 Jahre vorbei war, am Ende doch wieder einer der größten war (indem er seine Musik radikal, verändert, verjüngt und entstaubt hat ).
Und sich wirklich über Jahrzehnte im Geschäft zu halten, dabei kreativ zu bleiben - das schaffen die wenigsten, und nur die talentiertesten. Und sie schaffen das nur, weil sie wandeln, verändern und neue Wege gehen.
Selbst die Beatles wären schnell wieder verschwunden, wenn sie beim "Yeah yeah yeah" stehen gebleiben wären. Sie haben sich aber gewandelt, sich ein neues Image gegeben und bizarre Filme über gelbe Unterseeboote gemacht ...
Die einzige Band, die es geschafft hat mit dem nahezu gleichen Konzept 40 Jahre im RnR-Geschäft zu überleben sind die Stones - aber die Stones sind eben die Stones.
Und deren fortwährender Erfolg ist wirklich rätselhaft.
Zitat:
Woher bitte entnimmst Du, daß ich Steve van Zandt 's Solo Alben mag?
Gegenfrage: Woher entnimmst Du die Aussage, dass ich gesagt hätte, dass Du sie magst ?
Ich dachte wer Springsteen & E Street Band mag, der muss auch Van Zandts Musik irgendwie mögen - Van Zandt als Musiker und Gitarrist. Und den sog New-Jersey-Shore-Sound, den Rock'n'Soul'n'Punk der frühen 70er hat er genauso miterfunden wie Springsteen (scheppernde Gitarre + traditioneller Rock + große Melodien + Tröte (Sax bzw. Horns))
Zitat:
In Sachen Heavy Metal hat sich also Deiner Meinung nach in den letzten 15 Jahren nichts getan.
Um mal einige Stilrichtungen aufzuzählen
Schön und gut, ich glaube meine alten Ohren wären nicht in der Lage, diese Stilrichtungen zu unterscheiden. Krach bleibt immer Krach ...
Nein, im Ernst, es gibt einfach Musikrichtungen, da fehlt mir der musikalische Zugang. Mir könnte auch jemand erzählen, dass das eine Techno, das andere House oder Drum'n'Bass ist - das würde für mich keinen Unterschied machen, da sich alles anhört wie Furzgeräusche ausm Computer. Ohne diesen Musikrichtungen zu nahe treten zu wollen.
Folk-Metal ? Hmm, sind das Heavy-Bands, die akustische Instrumente spielen ...? Das klingt nach MTV Unplugged, ist aber auch nix neues und auch schon ein Weilchen her.
Ansonsten sehe ich in Crossover-Variationen - etwa mit klassichen Orchester-Elementen (hat Metallica das nicht auch mal gemacht ?) nicht unbedingt eine musikalische Weiterentwicklung. "Pur Klassisch" bleibt immer noch "Pur" ... (würg)
Das was bisher Keyboards besorgt haben wird mit einem Orchester zugekleistert, na toll. Säuselige Klassikorchester haben im Rock & Pop meines Erachtens sowieso nichts verloren - schlimmer sind eigentlich nur noch Synthesizer-Streicher.
Dass man mit jeder Art von Musik - auch mit Metalvarianten - kommerziell erfolgreich sein kann mag schon sein. Aber das ist kein Maßstab.
Wenn Springsteen nach seiner zweiten gefloppten Platte meinetwegen eine Hand oder einen Arm oder seine Stimme verloren hätte - dann wäre er immer ein erfolgloser Provinzmusiker aus NJ geblieben - vielleicht noch erfolgloser als Southside Johnny heute ist. Dennoch wäre "Rosalita" heute immer noch ein geiler Song, auch wenn ich den Song vielleicht nie gehört hätte.
Deswegen kann es nicht richtig sei, Musiker - hier ist der Bezug dieses viel zu langen Beitrags zu Jesse Malin
- von vornherein als Provinzler abzuwerten, nur weil sie vielleicht nie den ganz großen Durchbruch schaffen. Was einem da so alles entgeht ... wer weiß wie viel gute Musik irgendwo da draußen ist, von der nur kein Mensch was weiß, weil sie nie den großen Erfolg hatte? Auf keinen Fall werde ich riskieren, dass ICH gute Leute fahrlässig ignoriere oder verpasse, schon allein deswegen bekommt Jesse Malin eine Chance ...
Denn ich habe viel zu viel Spaß an meinem Lieblinghobby und ich kann nicht immer warten, bis ein Musiker so erfolgreich ist, dass man von ganz allein drauf stößt. Manche Musiker muss man einfasch ausgraben, außerdem gefällt mir die meiste Musik, die der breiten Masse vorgesetzt wird, sowieso nicht. Ich könnte tagelang Hitradio hören - ohne ein erwähnenswertes Musikstück zu hören oder was gescheites zu entdecken....
Außerdem war es in Dylans oder Springsteens Jugendzeit sicherlich leichter, den Einstieg in die allgemeine Popmusik zu finden. Wen interessiert heute noch Songwriter-Talent oder musikalisches Talent an sich ? Die Gefahr, dass einem gute Leute durch die Lappen gehen ist ist heute bestimmt größer als damals. Denn die selbstgeschriebene und eigenständige Musik hat heute kaum noch ein Lobby - jedenfalls nicht im massentauglichen Radio. Es gibt kaum noch ein Medium, um Musik, wie ich sie mag kennen zu lernen. Ich bin auf Livekonzerte (vielleicht auf gute Vorbands!) oder auf gut recherchierte Plattenkritiken (die oft aber daneben liegen oder fragwürdige Vegleiche ziehen - vertrauen kann man immer nur seinen eigenen Ohren!) angewiesen. Und da kommen mit gute Empfehlungen eines Herrn Springsteen doch gerade recht.